Ungesunde Ernährung, Rauchen, Alkohol - alles tödlich. Und jetzt sagt die Weltgesundheitsorganisation auch noch: Wurst und rotes Fleisch begünstigen die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken. Wie gefährlich ist unser Leben wirklich?

Ja, das Leben ist gefährlich und Risiken lauern überall: auf der Straße, im Essen, im Haushalt. 79 Prozent aller Deutschen haben Angst davor, Opfer eines Terroranschlags zu werden. Die Wahrscheinlichkeit, wirklich Opfer eines Terroranschlags zu werden, liegt bei 1 zu 27,3 Millionen. Relativ gering ist auch die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines Gewaltverbrechens oder eines Flugzeugabsturzes zu werden. Trotzdem haben viele Menschen Angst davor. Viel wahrscheinlicher ist aber, dass wir im Badezimmer ausrutschen und uns dabei etwas zustößt: Jedes Jahr gibt es 250.000 Unfälle in deutschen Badezimmern. Eine Badematte hilft.

DRadio-Wissen-Autor Stephan Beuting über seine persönliche Risikoprävention
"Ich mache das so: Mittelviel Autofahren, kein Fahrradhelm und wenig Fleisch, dafür aber mit dem Rauchen aufgehört und regelmäßig Rückenschule."

Ernährung kann töten und retten

Ähnlich ist es bei der Ernährung, sagt der Risikoforscher Ortwin Renn. Eine schlechte Ernährung und Übergewicht begünstigen das Krebsrisiko - Rauchen übrigens auch - aber das heißt noch lange nicht, dass wir irgendwann tatsächlich an Krebs erkranken.

"Viele Dinge im Alltag haben das Potenzial, Krebs zu erzeugen. Das heißt nicht, dass man automatisch auch Krebs bekommt."
Ortwin Renn über Risiken im Alltag

Ernährung ist ein zweischneidiges Schwert: Sie ist ein wichtiger Faktor, um gesund zu bleiben und Krebs zu vermeiden. Ernährung kann Krebs aber auch fördern. 70 Prozent aller Krebsfälle werden durch vier Faktoren begünstigt:

  • ungesunde Ernährung
  • rauchen
  • übermäßiger Alkoholkonsum
  • Luftverschmutzung
"Gott sei dank ist es nicht so, dass jeder, der mal rotes Fleisch isst, gleich tot umfällt. Sondern es wird nur die Wahrscheinlichkeit gesteigert, dass man Krebs bekommen kann, wenn man sehr viel rotes Fleisch isst."
Ortwin Renn über den Risikofaktor rotes Fleisch

Risiken im Alltag

In Deutschland können wir beruhigt sein: Wir führen hier ein besonders sicheres Leben, sagt Ortwin Renn. Von 10.000 Menschen in Deutschland werden etwa 9500 ihr 60. Lebensjahr und etwas mehr als 8000 Menschen ihr 70. Lebensjahr erreichen. Wir haben die lebensgefährlichen Risiken stark eingeschränkt. Ein paar Beispiele gefällig?

  • 1972 gab es ca. 22.000 Verkehrstote in Deutschland - heute sind es 3700
  • 1960 gab es über 2000 tödliche Arbeitsunfälle - heute sind es zwischen 300 und 400

Unsichere Menschen gehen immer vom Schlimmsten aus, sagt Ortwin Renn. Vor allem bei Risiken, die sie selbst nicht einschätzen können wie Handystrahlen oder Pestizidrückständen im Mineralwasser. Und Risiken, die wir selbst beeinflussen können, unterschätzen wir gerne: Übergewicht, Rauchen oder den übermäßigen Konsum von rotem Fleisch. Da denken wir: Morgen hör ich damit auf - und dann ist es vielleicht schon zu spät.

"Viele moderne Risiken können wir nicht durch eigene Erfahrung kennen. Wir sind auf Informationen Dritter angewiesen - bei Pestizidrückständen im Mineralwasser oder bei Handystrahlen."
Ortwin Renn
Shownotes
Leben
Warum wir Risiken falsch einschätzen
vom 28. Oktober 2015
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartner: 
Ortwin Renn, Risikoforscher