Wir produzieren zu viel Müll – dass dürfte im Jahre 2018 jeder und jedem klar sein. Also verzichten wir auf die Plastiktüte im Supermarkt oder schaffen uns einen Mehrweg-Kaffeebecher an. Nette Idee, aber bei Weitem nicht genug. Unsere Reporterin Kerstin Ruskowski will einen – oder eher mehrere Schritte – weitergehen. Der Prolog zur Reihe: Leben ohne Müll.
Mit ihrem Wunsch, ohne Müll zu leben, ist unsere Reporterin Kerstin Ruskowski nicht allein: Zero Waste, nennt sich eine Bewegung, die weltweit immer mehr Anhänger findet. Aber was heißt das eigentlich? Vollständig auf Müll verzichten? Und wenn ja: Wie soll das funktionieren? Kerstin will es herausfinden. Und am eigenen Leib erfahren. Dabei kommt sie ganz schön herum: bis nach Amerika.
In San Francisco trifft Kerstin Jared Blumenfeld. Er war 2001 der erste Chef des Umweltamts von San Francisco und sagt: In der Natur gibt es keinen Müll. Alles, was anfällt und nicht mehr gebraucht wird, könne die Natur an anderer Stelle wieder aufnehmen und wiederverwerten. Wir Menschen hätten Müll erfunden – und deswegen sei es unsere verdammte Pflicht, unseren Müll wieder loszuwerden. Wie das funktionieren soll? Zum Beispiel mit einem Perspektivwechsel. Denn vielleicht denken wir nur, dass wir das, was wir wegwerfen, nicht mehr gebrauchen können.
"We created waste. So our obligation as a species is to eliminate it."
Kerstin wird aber auch persönlich. Sie erklärt, warum sie sich um unseren Planeten sorgt, warum wir mit unserem Heimatplaneten nicht so umgehen sollten, als ob jede von uns noch eine zweite Welt in der Tasche hätte. Und, wie sich diese Haltung entwickelt hat. Denn es gab eine Zeit, in der sich Kerstin noch über ihre Mutter wunderte, die nie etwas wegschmeißen wollte – weil man das ja vielleicht noch mal gebrauchen könnte. Heute zeigt Kerstin Verständnis für diese Haltung und es gibt nur noch wenige Sachen, die sie einfach so wegwirft. Trotzdem, vom Ziel, gar keinen Müll mehr zu produzieren oder alles zu recyceln, ist Kerstin noch meilenweit entfernt. Das fängt schon damit an, dass sich in ihrem Haushalt in Nordrhein-Westfalen nicht einmal eine Biotonne findet.
USA – Land des Konsums – Land der Zero-Waste-Idee
Kerstin reist für ihre Recherche in die USA, besucht Orte, die jedes Klischee über das fehlende Umweltbewusstsein der Amerikaner bestätigen. Sie trifft aber auch Kathryn Kellogg, Zero-Waste-Bloggerin aus der Nähe von San Francisco, deren gesamter Müll der vergangen zwei Jahre in ein Halbliter-Einmachglas passt. Oder Kevin Keets, der mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern zumindest ausprobiert hat, keinen Müll zu produzieren. Im ganz großen Stil geht die
Stadt San Francisco das Thema Zero Waste an. Bis 2020 soll kein Müll mehr deponiert oder verbrannt werden. Ein ambitioniertes Ziel in einem Land, in dem jede komisch angeguckt wird, die im Café nach einer Keramiktasse statt eines Pappbechers fragt.
"All my trash of the last two years fits in a 16oz mason jar."
Bei all dem ist wichtig zu verstehen: Zero Waste, das bedeutet nicht, überhaupt keinen Müll mehr zu produzieren. Es heißt vor allem: Nichts landet auf der Müllhalde oder in der Müllverbrennungsanlage. Und um dieses Ziel zu erreichen, gibt es die Regel mit den fünf R.
- Refuse
Alles ablehnen, was wir eh nicht brauchen. Keine Probepackungen, keine unnötigen Geschenke, keine Flyer für den Klub. - Reduce
Das reduzieren, was wir brauchen. Vielleicht reichen auch zwei Kaffee am Tag? Und ein halb so großer Klecks Creme fürs Gesicht? Die Folge: weniger Verpackung, weil wir seltener Nachschub kaufen müssen. - Reuse
Wiederverwendbare Sachen benutzen. Kaffeebecher, Wasserflasche, Jutebeutel und so weiter - Recycle
Das, was wir nicht ablehnen, reduzieren oder wiederbenutzen können, sollte recycelbar sein. - Rot
Alles kompostieren, was übrig bleibt. Also Kaffeesatz, Bananenschalen, unsere Haare oder Ähnliches.
Was das überhaupt ist, Müll – und wie wir mit ihm umgehen, klärt Kerstin im zweiten Teil unserer Serie.
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