Wilhelm Doegen hatte eine Vision: Er wollte ein Archiv aller Stimmen dieser Welt schaffen. Was davon übrig ist: tausende Schelllackplatten, Wachswalzen, Papiere und Fotos aus der Zeit zwischen 1915 und 1944.
Eine Aufnahme stammt von Peter Meredith. Er spricht den Text eines Liedes auf Samoanisch. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 1917, Peter Meredith war damals 25 Jahre alt - Sohn eines Engländers und einer Samoanerin. Er kam in Apia zur Welt, der Hauptstadt Samoas, spielte Mandoline und sprach neben Samoanisch auch Englisch und Deutsch.
Zum Zeitpunkt der Aufnahme war er allerdings gar nicht in Samoa - sondern in Deutschland. Peter Meredith befand sich nämlich in deutscher Kriegsgefangenschaft - in einem Zivilgefangenenlager in Berlin Ruhleben.
Die Gefangenen sprachen in einem Grammophon-Trichter. Ein Mitarbeiter der Kommission, manchmal war es Wilhlem Doegen selbst, fixierte den Kopf und hielt den aufgeschriebenen Text in Augenhöhe des Sprechers.
Auf diesem Bild spielen Tartaren ein Lied in den Grammophontrichter. Übersetzungen wurden nicht in allen Fällen angefertigt. Es ging bei den Aufnahmen vor allem darum, dass die Gefangenen flüssig sprachen.
Zu jeder Aufnahme gab es einen ausgefüllten Personalbogen. Darin standen Informationen zum Sprecher - vor allem aber sollten die Sprachen so geografisch eingeordnet werden.
Wilhelm Doegen kam 1877 auf die Welt. Ins gleiche Jahr fiel die Erfindung des Phonografen durch Thomas Alva Edison. Er war Englischlehrer, Phonetiker, Leiter der Lautabteilung in der preußischen Staatsbibiliothek und vor allem technikbegeisterter Pionier in der Verwendung damals moderner Aufnahmetechniken.
Wilhelm Doegen wollte eine vollständige Sammlung der Sprachen und Dialekte der Welt schaffen. Dafür reiste er nicht durch die Welt, sondern ging während des 1. Weltkriegs in die Kriegsgefangenenlager in Deutschland. Hier traf er Menschen, Gefangene, aus aller Welt.
Die Gefangenen sprachen in einem Grammophon-Trichter. Ein Mitarbeiter der Kommission, manchmal war es Wilhlem Doegen selbst, fixierte den Kopf und hielt den aufgeschriebenen Text in Augenhöhe des Sprechers.
Auf diesem Bild spielen Tartaren ein Lied in den Grammophontrichter. Übersetzungen wurden nicht in allen Fällen angefertigt. Es ging bei den Aufnahmen vor allem darum, dass die Gefangenen flüssig sprachen.
Zu jeder Aufnahme gab es einen ausgefüllten Personalbogen. Darin standen Informationen zum Sprecher - vor allem aber sollten die Sprachen so geografisch eingeordnet werden.
Wilhelm Doegen kam 1877 auf die Welt. Ins gleiche Jahr fiel die Erfindung des Phonografen durch Thomas Alva Edison. Er war Englischlehrer, Phonetiker, Leiter der Lautabteilung in der preußischen Staatsbibiliothek und vor allem technikbegeisterter Pionier in der Verwendung damals moderner Aufnahmetechniken.
Wilhelm Doegen wollte eine vollständige Sammlung der Sprachen und Dialekte der Welt schaffen. Dafür reiste er nicht durch die Welt, sondern ging während des 1. Weltkriegs in die Kriegsgefangenenlager in Deutschland. Hier traf er Menschen, Gefangene, aus aller Welt.
Zum Beispiel im politischen Sonderlager in Wünsdorf in Brandenburg. Im Halbmondlager machte er zum Beispiel diese Aufnahme - in Wort und Bild.
Stimmen, wie wir gar nicht verstehen
Ähnlich ging es vielen anderen Menschen, deren Stimmen Wilhelm Doegen aufzeichnete. Viele von ihnen waren im sogannten Halbmondlager in Berlin Wünsdorf interniert. Für jede Aufzeichnung legte Wilhelm Doegen einen Personalbogen an, um die jeweilige Sprache geografisch zu verorten. Genaue Übersetzungen der Aufnahmen gibt es nur wenige.
"Bei vielen Aufnahmen, die sich in der Sammlung befinden, wissen wir bis heute nicht, was die Leute wirklich sagen."
Britta Lange
Ein Teil der Geschichte sein
Die 1915 gegründete "Königliche Preußische Phonographische Kommission" wollte vor allem fünf Dinge sammeln:
Sprachen sämtlicher Völker der Erde
Sämtliche deutsche Mundarten
Musik und Gesang sämtlicher Völker der Erde
Stimmen der großen Persönlichkeiten
Verschiedenes
Heute lagern die Hinterlassenschaft im Lautarchiv der Humboldt Universität Berlin. Die Musikwissenschaftlerin Sarah Grossert und die Kulturwissenschaftlerin Britta Lange kümmern sich um Wilhelm Doegens Erbe. Jedesmal, wenn Britta Lange die Stimmen hört, hat sie das Gefühl ein Teil dieser Geschichte zu werden.
"Das Gefühl das diese Person eigentlich lange tot ist, weil die Aufnahme fast hundert Jahre alt ist und sich trotzdem so anhört als würde sie mir eigentlich gegenübersitzen. Das war schon ziemlich überwältigend!"
Britta Lange
Wir erzählen Eure Geschichten
Habt ihr etwas erlebt, was unbedingt erzählt werden sollte? Dann schreibt uns! Storys für die Einhundert sollten eine spannende Protagonistin oder einen spannenden Protagonisten, Wendepunkte sowie ein unvorhergesehenes Ende haben. Im besten Fall lernen wir dadurch etwas über uns und die Welt, in der wir leben.