Mia san mia - das gilt in Bayern auch beim Wahlrecht. Denn das ist ein wenig anders als in den meisten Bundesländern. Die Wähler haben bei der Landtagswahl mehr Auswahlmöglichkeiten.
Am Sonntag, 14.10., ist es soweit: Bayern wählt. Besonders an dieser Wahl ist nicht nur, dass es das einzige Bundesland ist, in dem sich die CSU statt CDU zur Wahl stellt. Auch das Wahlrecht hat einige Besonderheiten. "Das personalisierte Wahlrecht wie in Bayern kennen wir in abgewandelter Form auch von Landeswahlgesetzen in Hamburg."
Mehr Auswahl, mehr Stimmen zählen
Anders jedoch als bei Bundestagstagswahl entscheidet im Prinzip die Summe aus Erst- und Zweitstimmen über die Sitzverteilung im Landtag.
So kennen wir es regulär bei bundesweiten Wahlen:
- Erststimme = Wahl eines Direktkandidaten, einfache Mehrheit gewinnt
- Zweitstimme = Wahl der Partei, Besetzung über Listen
Bei der Landtagswahl in Bayern sieht schon der Wahlzettel anders aus, erklärt Politikwissenschaftlerin Maria Türk. Die Wähler bekommen einen Wahlzettel für die Erststimme und einen für die Zweitstimme.
Erststimme in Bayern
Erstmal alles wie gehabt, mit der Erststimme landet das Kreuzchen beim präferierten lokalen Direktkandidaten im Stimmkreis. "Gewählt ist, wer die meisten Stimmen erhält. Es reicht auch hier die einfache Mehrheit", so Maria Türk. Anders ist Folgendes: Die Stimmen all jener Kandidaten, die nicht gewonnen haben, verfallen nicht. Sie werden zu den Zweitstimmen hinzugerechnet. Die Erstimme zählt also beim Gesamtergebnis mit.
"Das bayerische Wahlrecht gibt besonders Anreize dazu, die Kandidatin oder den Kandidaten zu wählen, der mir am nächsten ist. Das Stimmensplitting wird damit verringert."
Ein Effekt davon könnte sein, dass die Menschen weniger strategisch wählen oder nicht so sehr auf Stimmensplitting setzen. Die Politikwissenschaftlerin erklärt das an einem Beispiel: Bevorzugt der Wähler eigentlich den Kandidaten einer kleineren Partei, wählt er ihn bei der Bundestagswahlrecht vielleicht nicht, wenn er ihm wenig Gewinnchancen ausrechnet. Stattdessen switcht er zum nächstgelegenen Kandidaten - mit den etwas besseren Gewinnchancen. "Das kann mit diesem Wahlsystem verhindert werden", erklärt Maria Türk.
Zweitstimme in Bayern
Bei der Zweitstimme ist der Wahlzettel noch ein wenig umfangreicher: Hier gibt es einmal das klassische Kreuzchen für die Partei. Die Wähler können zusätzlich aber noch Einfluss auf die Reihenfolge der Parteiliste nehmen und bekommen die Listen der Parteien direkt bei den Wahlunterlagen mit dazu. "Gefällt mit zum Beispiel die Spitzenkandidatin einer Partei überhaupt nicht, dafür aber einen Kandidaten weiter unten auf der Liste, kann ich dieser Person meine persönliche Stimme geben", sagt Maria Türk. Das hat dann Einfluss darauf auf welche Personen am Ende der Wahl, die erreichten Zweitstimmen der Partei verteilt werden.
"Auf dem Stimmzettel für die Zweitstimme habe ich nicht nur die Chance, ein Kreuz für eine Partei zu machen, sondern ich sehe noch eine ganze Liste von Kandidatinnen und Kandidaten für die Partei."
Etwas anders ist auch die Gestaltung der Listen, statt einer Landesliste pro Partei gibt es sieben Wahllisten für die sieben Regierungsbezirke Bayerns. "Dadurch soll die Vertretung der einzelnen Regionen gestärkt werden", so die Politikwissenschaftlerin.
Für jede Wahl gilt ohnehin: Jede Wählerstimme ist gleich viel wert, keine Region wird überrepräsentiert. Positiv bewertet Maria Türk beim bayrischen Wahlsystem, dass auch bei der Erststimme keine Stimmen verloren gehen und dass Wähler Einfluss auf die Listen der Parteien nehmen können. Eingerechnet werden muss allerdings: Die Auszählung der Stimmen wird dadurch auch komplizierter.