In vielen Cafés und Restaurant ist Minimalismus angesagt: Sichtbeton, keine Tischdecken, Stühle mit wenig Polsterung und kaum Vorhänge an den Fenstern. Was schick aussehen mag, ist schlecht für die Raumakustik: In vielen Restaurants ist der Lärmpegel sehr hoch. Für manche Gäste ist das auch schon mal ein Grund, kein zweites Mal dort hinzugehen, auch wenn sie das Essen lecker fanden.

In einer Umfrage des Reservierungsportals "Book A Table" sind 2000 Restaurantbesucher in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt worden. Über die Hälfte fühlten sich vom Lärmpegel in Restaurants gestört. Bei einer Umfrage in Großbritannien hätten sogar acht von zehn Befragten das Lokal schon einmal früher verlassen, weil es so laut gewesen sei.

Minimalismus dient nicht der Schalldämmung

Viele Cafés und Restaurant setzen zurzeit auf eine minimalistisch gestaltete Inneneinrichtung: Beton, kahle Wände, Tische ohne Tischdecken, kaum Trennwände. Große, loftartige Räume bieten dem Schall die perfekte Kulisse, um sich ungebremst auszubreiten, sagt die Innenarchitektin Verena Kaup. Lokale seien früher oft holzvertäfelt gewesen - mit Teppichen, Sitzbuchten und Tischdecken.

"Je mehr weiche Materialien in einem Raum sind, umso mehr kann sich der Schall brechen. Weiche Materialien sind den harten wie Glas und Stahl gewichen. Auch wenn das sehr gut aussieht, macht es einen akustischen Unterschied."
Verena Kaup, Innenarchitektin

Tapeten, Kissen oder eine Gardine könnten dazu beitragen, dass der der Luftschall gebrochen wird, sagt die Innenarchitektin. Luftschall, erklärt sie, bedeute zum Beispiel eine zu laute Musik oder auch laute Unterhaltungen.

Als die Gastronomin Iga Raczka vor rund zwei Jahren ihr Restaurant in Köln eröffnet hat, hat sie sich viel Gedanken darum gemacht, wie sie es einrichten. Auf Akustik habe sie dabei eher nicht geachtet: Als die Gäste sich vom Geräuschpegel gestört gefühlt haben, habe sie das Problem erst verstanden.

"Es gab viele Rückmeldungen, dass man wenig versteht, dass es sehr laut ist und dadurch sehr stressig. Ich habe selbst gemerkt, wenn ich an den Tisch gegangen bin, dass ich der Person, die vor mir am Tisch saß, kaum verstanden habe."
Iga Raczka, Restaurant Wallczka

Decke abhängen um Schall zu verringern

Weil der Geräuschpegel sowohl Gäste als auch die Mitarbeiter gestresst habe, hat Gastronomin Iga Raczka Änderungen vorgenommen. Mit speziellen Akustikplatten ist die Decke abgehangen worden. Unter den Tischen ist ein spezieller Schaumstoff geklebt worden, der aussieht wie Eierschachteln. Außerdem hat sie einen schweren Vorhang vor der Türe angebracht, der zusätzlich etwas Schall schluckt. Laut Iga sei es nun deutlich leiser im Restaurant.

Shownotes
Raumakustik
Restaurants werden immer lauter
vom 19. Juni 2019
Moderator: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartner: 
Timo Nicolas, Deutschlandfunk Nova