Welche Wurst? Welches Steak? Fleisch kaufen ist auch eine Gewissensfrage. Einige große Supermarktketten wollen dem Kunden die Entscheidung erleichtern – mit einem Tierhaltungslabel. Für die Produzenten ist es allerdings freiwillig.
Ein neues Label zur Haltungsform soll Auskunft über die Qualität der Tierhaltung geben - bei Aldi, Edeka, Kaufland Lidl, Netto, Penny, Rewe und der süddeutschen Supermarktkette Wasgau. Damit kommen die Supermärkte den Plänen von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner zuvor. Ronald Menn aus der Nachrichtenredaktion von Deutschlandfunk-Nova sagt, der Handel reagiere damit auf die wählerische Kundschaft. Fleisch werde nicht mehr nur nach Preis, sondern auch nach Haltungsqualität gekauft.
"Es geht eher darum, die Extras hervorzuheben, die es für das Tier gab. Hier gilt: je höher die Stufe, desto besser."
Das Logo ist ein kleines Rechteck, auf dem fett das Wort Haltungsform steht. Die Qualität der Haltung soll eine Farbskala mit den Ziffern eins bis vier anzeigen. Je nach Kategorie steht dann da noch ein Stichwort, das einen Hinweis geben soll, wie das Tier gelebt hat und wie es im Stall aussah. Ronald sagt, es gehe darum, ausschließlich die Extras hervorzuheben, die es für das Tier gab. Je höher die Stufe, desto besser.
- Stufe eins – rot – heißt Stallhaltung, die Lebensbedingungen des geschlachteten Tieres entsprachen den gesetzlichen Mindestbestimmungen.
- Stufe zwei – blau – bedeutet Stallhaltung plus – die Tiere kriegen mindestens 10 Prozent mehr Platz und zusätzliches Beschäftigungsmaterial.
- Stufe 3 – orange – heißt Außenklima – und bedeutet, dass die Tiere auch Frischluft bekommen haben, Kontakt zur Außenwelt hatten, auch noch ein bisschen mehr Platz. Die großen Tiere dürfen auch mal in einen Laufstall und werden grundsätzlich nicht angebunden gehalten. Kühe bekommen als Komforteinrichtung eine Extra Scheuer-Kratz-Bürste. Steht so wirklich in den Vorgaben.
- Stufe 4 – grün – ist die Haltungsform Premium – da kommen die Tiere tatsächlich auch mal auf länger ins Freie und bekommen besseres Futter. Biofleisch soll übrigens automatisch in diese Gruppe fallen.
Foodwatch kritisiert das neue Label. Die Organisation spricht von einer Mogelpackung. Es gehe eigentlich nur um formale Haltungsbedingungen. Das garantiere nicht, dass es den Tieren auch wirklich gut geht. Die Verbraucherorganisation glaubt, dass dieses Label den falschen Eindruck vermittele, dass Konsumenten mit dem Einkauf die Zustände in den Ställen verbessern könnten. Foodwatch kritisiert insbesondere, dass die Markierung freiwillig ist.
Preisdumping als Problem
Die Organisation meint, dass nur jene Betriebe mitmachen würden, die schon jetzt Fleisch aus besserer Haltung anbieten. Besser als ein freiwilliges Siegel wären strengere Gesetze. Greenpeace sieht das ähnlich. Das neue Label löse keine Probleme. Für eine artgerechte Haltung müsse schlicht mehr Geld bei den Tierhaltern ankommen und dafür das Preisdumping bei Fleisch und Wurst beendet werden.
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