Thirza Oetter hat sich entschieden, ihren natürlichen Körpergeruch anzunehmen und verzichtet inzwischen auf Deos aus der Drogerie. Neuropsychologin Anika Pützer erklärt, inwiefern das Empfinden von Gerüchen angelernt und trainierbar ist.
Gerüche können alles Mögliche auslösen: Angst, Ekel, aber genauso Liebe und Wohlbefinden. Nichtsdestotrotz geben Menschen, die gefragt werden, welchen ihrer Sinne sie am ehesten hergeben würden, den Geruchssinn an, sagt Neuropsychologin Anika Pützer.
Sie erklärt das damit, dass vielen Menschen ihr Geruchssinn gar nicht bewusst ist, dennoch spiele er in der Gesellschaft und im Zweifelsfalls auch für unser Überleben eine riesige Rolle.
Gerüche sind oft mit emotionalen Empfindungen gekoppelt
Dass wir über den Geruchssinn Warnsignale wie Rauch oder verdorbenes Essen wahrnehmen, ist bekannt. Tatsächlich können wir unterscheiden, ob jemand gesund oder krank ist, sagt Anika Pützer, und viel subtiler sogar den hormonellen Status erspüren, zum Beispiel ob eine Frau ihren Eisprung hat. Genauso sei auch die Person, die den Eisprung hat, in dieser Phase sensibler für Gerüche.
Welche Auswirkung der Geruchssinn auf die Psyche habe, zeige sich besonders bei Menschen, die Anosomie haben, also ihren Geruchssinn vollständig verloren haben. Sie leiden oft unter einem enormen Verlust an Lebensqualität, berichtet die Neuropsychologin, was bis hin zur Depression gehen könne.
Auf der anderen Seite lasse sich der Geruchssinn auch trainieren. Das meint, dass wir unsere Sensitivität für bestimmte Gerüche erhöhen können.
Thriza: die bewusste Entscheidung gegen chemische Duftstoffe
Diese Erfahrung hat auch Thirza Oetter gemacht, davon erzählt sie ausführlich in dieser Folge der Ab 21. Sie selbst verwendet seit einigen Jahren keine gekauften Deos oder Parfums mehr. Angefangen habe das, erzählt sie, mit einer einwöchigen Wandertour, auf die sie nicht so viele Klamotten mitnehmen konnte.
Sogar bei den Socken hat sie sich damals mächtig reduziert und nahm lediglich zwei Paar mit. Ein frisches Paar, das sie abends nach dem Duschen anzog, und ein Paar Wandersocken, das sie jeden Tag für die Wanderung anzog.
"Irgendwann rochen die Füße nach Füßen und die Socken eben auch. Aber das ist nicht schlimm, das ist doch bei allen Menschen so.“
Darüber hinaus wollte Thirza nachhaltiger leben, auf Verpackungen und damit auf Müll verzichten. Sie begann, ihre Seife selbst zu machen. Diese, berichtet sie, riecht auch mit Duftergänzungen niemals so stark wie Produkte aus der Drogerie. Den Geruch gekaufter Produkte, vor allem von Männerdeos, empfindet sie inzwischen als viel zu stark und unangenehm.
Gleichzeitig betont Thirza, ihrer Wahrnehmung nach "nicht besonders schmuddelig" zu sein – im Gegenteil: Gerade in ihrem Beruf als Pflegerin komme sie Menschen körperlich nah, da sei es besonders wichtig, nicht unangenehm zu riechen.
"Wie ich rieche? Ganz einfach: Ich rieche nach mir."
Auch in diesem Zusammenhang hat sie die Erfahrung gemacht, dass Menschen es viel besser ertragen, wenn ein Mensch nach Mensch und nicht nach einem synthetischen Geruch riecht. Dieser könne ihn oder sie an etwas erinnern oder, je nach persönlichem Geschmack, als angenehm oder unangenehm empfunden werden.
Mehr Toleranz für natürliche Gerüche
Thirza geht so weit, dass sie auch Menschen, die intensiver riechen, nicht darauf ansprechen würde. "Man weiß nicht, was dahintersteckt", argumentiert sie. Vielleicht ist der Person der eigene Geruch ohnehin schon unangenehm oder aber der Grund sei eine Erkrankung. Was sollte die Person in so einem Fall machen?
Thirza plädiert eher dafür, bei sich selbst anzusetzen und den Geruch im besten Fall hinzunehmen. Der Riechnerv, sagt sie, lasse sich über das tiefe, mehrmalige Einatmen gut und schnell überlisten. Und Neuropsychologin Anika Pützer ergänzt: Der Duft eines Deos oder Parfums legt sich quasi auf den Geruch des Menschen. Die Informationen, die primär vom Körpergeruch ausgehen, kommen beim Gegenüber trotzdem an.
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- Anika Pützer, Neuropsychologin
- Thirza Oetter, sieht ihren Körpergeruch als etwas Natürliches und Schönes an