Diktator Adolf Hitler will ein billiges Auto für die Massen und Ferdinand Porsche liefert. Sehr klein und wirklich sehr günstig ist das gewünschte Fahrzeug. Gebaut wird in Wolfsburg aber dann zunächst schweres Gerät für den Krieg.
Es herrscht gespannte Stille im Auditorium der Internationalen Automobilausstellung in Berlin. Der Reichskanzler hat sich angesagt und allen ist bekannt, dass Hitler ein bekennender Autonarr, von den versammelten Ingenieuren einen Wagen für breite Schichten der Bevölkerung fordern würde.
In Italien ist schon seit einiger Zeit der Fiat-Kleinwagen Cinquecento unterwegs, das französische Unternehmen Citroên hatte die 2CV herausgebracht und auch der deutsch-amerikanische Autogigant Opel ließ einen, wegen seiner Lackierung Laubfrosch genannten, Kleinwagen vom Band laufen. Der Preis dieser Autos liegt Anfang der 1930er Jahre bei etwa 2.500 Reichsmark und ist damit für die meisten Deutschen unerschwinglich.
Ein Designentwurf aus der Schublade
Als Hitler ans Rednerpult tritt, fordert er den Bau eines Kleinwagens, der nicht mehr als 1.000 Reichsmark kosten dürfe. Die Automobilindustrie winkt ab, schon die Einkaufs- und Herstellungspreise der Einzelteile übersteigen diesen Betrag. Einzig der Autokonstrukteur Ferdinand Porsche traut sich zu, ein Auto zum vorgegebenen Preis zu bauen.
Zuvor hatte er bei der Daimler-Benz AG gearbeitet und sich 1930 mit einem Konstruktionsbüro, an dem sein Schwiegersohn Anton Piech mit 10 Prozent beteiligt war, selbständig gemacht. Er konnte auf Vorarbeiten für einen Kleinwagen zurückgreifen. Bis heute wird um den genauen Ursprung des Käfer-Urdesigns gestritten.
Kriegsbeginn und Kriegsproduktion
Als Firmensitz für den Bau des Volkswagens wurde Wolfsburg erkoren. Aber bevor der erste KdF-Wagen – wie der Wagen nach der NS-Organisation Kraft durch Freude anfangs hieß – vom Band rollen kann, beginnt am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg.
Anstatt eines kleinen Volkswagens werden in Wolfsburg nun militärische Fahrzeuge für den Krieg gebaut. Die Produktion des zivilen Autos beginnt 1945. Von nun an laufen Millionen Käfer vom Band und machen dem Werbeslogan "Er läuft und läuft und läuft" alle Ehre.
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Der Wirtschaftshistoriker Christopher Kopper erläutert die Bedeutung eines Massenkleinwagens für die Nationalsozialisten.
- Der Göttinger Sozialhistoriker Manfred Grieger beschäftigt sich mit der Geschichte des VW Konzerns während der Zeit des Nationalsozialismus.
- Der Verkehrswissenschaftler Oliver Schwedes ordnet den VW-Konzern in die internationale Konkurrenz in Zeiten von E-Mobilität ein.
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld beschreibt die Mobilität am Beginn des 20. Jahrhunderts.
- Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Christine Werner erinnert an den Besuch Hitlers bei der IAA am 8. März 1934.
- Wirtschaftshistoriker Christopher Kopper erläutert die Bedeutung eines Massenkleinwagens für die Nationalsozialisten.
- Sozialhistoriker Manfred Grieger über die Geschichte des VW-Konzerns während der Zeit des Nationalsozialismus.
- Verkehrswissenschaftler Oliver Schwedes über die Position des VW-Konzerns in Zeiten der E-Mobilität.