Es ist eine der ersten Beziehungen, die wir führen und die Liebe hält meist ein Leben lang. Unser erstes Kuscheltier beruhigt uns, wir können uns daran klammern und daran nuckeln. Oft vegetiert das Stofftier in unseren Teeniejahren auf dem Dachboden herum, bis wir es nach ein paar Jahren wiederentdecken.
Bernd war ehemals knallorange. Er sieht ein bisschen aus wie eine Amöbe - hat zwei große Augen und Schlappohren. Er hat Sissy durch ihre Kindheit bis ins Erwachsenenalter begleitet. Viel Sabber, Kakaoflecken und Waschvorgänge später, leuchtet er nicht mehr ganz so grell - er sieht jetzt eher bräunlich aus. Dafür ist jetzt Sissys Leben jetzt so richtig bunt. Sie lernt als Moderatorin viele spannenden Leute kennen und reist bei jeder sich bietenden Gelegenheit an schöne Orte. Und Bernd ist immer mit im Gepäck. Für Bernd hat Sissy nähen gelernt. Wenn Sissy gefragt wird, ob sie sich von Bernd trennen könnte, fragt sie zurück: 'Warum sollte ich?'
"Bernd ist ein orangefarbenes Kissen mit Ohren und Augen und ohne Mund. - Aber ein Kissen mit Gehirn und Seele – das definitiv."
Stefan erinnert sich gut noch gut an dieses Gefühl: in der ersten oder zweiten Klasse ging es auf Klassenfahrt. Er musste üben, ohne seinen Teddybär Brummel einzuschlafen. Es war ihm zu peinlich, Brummel mitzunehmen. Und vor allem vor den anderen Kindern an ihm zu nuckeln, war ein No go. Es war eine große Herausforderung ohne Brummel einzuschlafen, aber er musste es einfach schaffen und es gelang ihm auch.
"Brummel hat, bis meine kleine süße Tochter kam, immer auf meinem Bett gewohnt, also. Jetzt ist er ihr gewichen, und wohnt momentan, weil wir umgezogen sind, in einer Tasche."
Ganz nüchtern betrachtet war der Bär vor 36 Jahren für Stefan das, was man in der Psychoanalyse 'Übergangsobjekt' nennt: das erste Nicht-Ich neben der Mutter. Brummel half Stefan beim Vermissen, Einschlafen und bewahrte all seine Geheimnisse. Er hat seinen Job gut gemacht. Stefan könnte Brummel jetzt entsorgen. Aber er möchte seinen alten Freund nicht wegschmeißen, verkaufen – und schlimmstenfalls vergessen.
"Ich glaube, dass, wenn man die Tiere wieder in sein alltägliches Leben zurückholt, jetzt aus irgendwelchen Umzugskisten, vom Dachboden oder aus dem Keller, und wenn die auf einmal wieder Bestandteil des Lebens sind, dass einem das ganz viel Schönes gibt, also, dass das sehr wohltuend ist."
Die Fotografin Elke Moorkamp findet im Jahr 2008 das Plüschschaf ihres Sohnes in einer Kiste. Sie findet das Stofftier so faszinierend, dass sie es nicht nur mit der Kamera porträtiert, sondern eine ganze Fotoserie beginnt. Das Schaf erhält den Namen: Möppi Baumann. Alle weiteren Kuscheltiere die folgen, erhalten dementsprechend auch einen Vor- und Zunamen.
Sozialstudie in Plüsch
Auf Flohmärkten und im Internet spürt sie weitere abgelegte Stofftiere mit Charakter auf: Sie zeigt schiefe Affenohren, kugelrunde Fischlippen und einen jähzornigen Blick, zu dem wohl nur das Erdmännchen Herbert Nothnagel fähig ist - er ist einer ihrer Lieblinge.
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