Delis sind eine New Yorker Institution, eine Mischung aus Feinkostladen, Café und Restaurant. Zu ihren Spezialitäten gehört das Pastrami-Sandwich – viel dünn geschnittenes, gepökeltes Fleisch auf weichem Roggenbrot. Wie dieses Sandwich zum Symbol jüdischen Lebens wurde, erklärt der Kulturwissenschaftler Caspar Battegay in seinem Vortrag.
Ein "Delicatessen", kurz Deli, ist nicht schick. Stühle und Tische erinnern an eine einfache Mensa oder Cafeteria. Das Essen ist von der osteuropäischen Küche geprägt: Fleisch, Kohl, Brot. In den USA wurde diese Küche zum Symbol für jüdisches Leben.
"Das Pastrami-Sandwich wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem zentralen Gericht des sogenannten Delicatessen, des Deli."
Was wir essen, wie wir essen, mit wem wir essen, prägt unseren Alltag, unser Miteinander und unsere Identität. Wir verbinden bestimmte Speisen und Gerichte mit unterschiedlichen Anlässen – ein Gänsebraten zu Weihnachten, bunt bemalte Eier zu Ostern, ein riesiger Truthahn zum amerikanischen Thanksgiving-Fest.
"Anstatt der Synagoge wurde jetzt der Deli zum Treffpunkt und auch zum Sinnbild säkularer jüdischer Identität"
Essen wird oft zu einem Symbol, zu einem Zeichen, das für mehr steht als für Energiezufuhr oder Geschmackserlebnis. Wie das passiert und warum das Pastrami-Sandwich zum Symbol jüdischen Lebens in New York wurde, erklärt Caspar Battegay im Hörsaal.
"Plötzlich ist das Pastrami-Sandwich jüdisch. Tradition ist eine Art Geschmacksvariante geworden."
Caspar Battegay ist Literatur- und Kulturwissenschaftler mit Schwerpunkt Jüdische Studien. Er ist Lehrbeauftragter an der Universität Basel. Sein Vortrag hat den Titel "Die Erfindung des (jüdischen) Essens: Popkultur, Ernährung, Identität". Er hat diesen Vortrag am 12. November 2020 online gehalten im Rahmen der Vorlesungsreihe vhs wissen.live der Volkshochschulen.