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KI ist in aller Munde. Die einen knüpfen überbordende Hoffnung an sie, andere warnen vor ihren großen Gefahren. Was stimmt nun? Um die Technologie wirklich richtig einschätzen und eine sachliche Diskussion führen zu können, müssen wir sie verstehen. Dabei hilft der Mathematiker Thorsten Koch mit seinem Vortrag.

Von "Uns erwartet eine goldene Zukunft!" bis hin zu "Wir werden alle untergehen!" ist wirklich alles drin. Nachrichten über Künstliche Intelligenz schwanken zwischen extremen Polen. Und wie so oft: Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.

Der Mathematiker Thorsten Koch will helfen, die Debatte um KI zu versachlichen. Und zwar mit Informationen. Denn, so beobachtet er, wir können diese Technologie gar nicht richtig einschätzen, weil wir sie gar nicht ausreichend verstehen.

"Wir haben überhaupt kein Gefühl mehr dafür, was sein kann und was nicht in Bezug auf diese Technologie, weil wir sie nicht verstehen."
Thorsten Koch, Mathematiker

Damit wir das Thema realistischer betrachten können, liefert er in seinem Vortrag technische Hintergründe. Von den historischen Anfängen der Computer bis hin zur Gegenwart mit ChatGPT, Gemini und Co. erklärt er uns anhand von Beispielen, was Künstliche Intelligenz überhaupt ist und was sie kann – oder auch nicht.

Allerdings: Von künstlicher Intelligenz will er eigentlich gar nicht sprechen. Er bevorzugt den Begriff "Algorithmische Intelligenz". Denn was ist eigentlich natürlich – in Abgrenzung zu künstlich? Und woran erkennen wir natürliche Intelligenz genau?

KI ist noch sehr speziell

Zwei Dinge sind ihm besonders wichtig. Erstens: "Es gibt einen Unterschied zwischen allgemeiner und spezialisierter KI: Was wir jetzt haben, das ist spezialisierte KI", erklärt er – und die ist weit von allgemeiner Intelligenz entfernt.

"Large Language Models wie ChatGPT sind Textgeneratoren und keine Datenbank! Das heißt, wenn Sie nach Fakten fragen, brauchen Sie ein bisschen Glück, damit die Antwort stimmt!"
Thorsten Koch, Mathematiker

Und zweitens: Large Language Modelle wie ChatGPT, das sind komplexe statistische Textgeneratoren, sagt er – aber mehr eben auch nicht. In seinem Vortrag demonstriert er ganz praktisch, was sie können, aber vor allem auch, was sie nicht können. Spoiler: Vertrauen solltet ihr ihnen nicht!

"Ich behaupte für den Moment mal, dieser starken KI sind wir kein Stück nähergekommen als noch vor zwanzig Jahren."
Thorsten Koch, Mathematiker

Eine allgemeine, starke KI – die ist laut Thorsten Koch noch Science-Fiction. Es wird ihm zufolge noch Jahrzehnte dauern, bis es die gibt. Zwar werden wir 2030 fortgeschrittene algorithmische Intelligenz haben, prognostiziert er, aber die große Frage ist: "Schaffen wir es, gescheite und zuverlässige autonome Systeme zu bauen?"

In seinem Vortrag liefert er anhand vieler Beispiele Einschätzungen zu den Potenzialen, aber auch zu den Grenzen und den Problemen algorithmischer Intelligenz und leitet daraus ab, was das für unsere Zukunft bedeuten könnte.

Thorsten Koch ist Professor für Software und Algorithmen der diskreten Optimierung an der TU-Berlin und Leiter der Abteilung Angewandte Methoden der Algorithmischen Intelligenz und Digitale Daten und Informationen für Gesellschaft, Wissenschaft und Kultur am Zuse-Institut Berlin (ZIB).

©
Der Mathematiker Thorsten Koch, Konrad-Zuse-Institut für Informationstechnik Berlin und TU Berlin

Seinen Vortrag "Algorithmische Intelligenz und was so auf uns zukommt" hat er am 10. September 2024 im Rahmen der Berliner Sommer-Uni gehalten, die von der HU Berlin und der Berliner Akademie für weiterbildende Studien veranstaltet wurde und unter dem Titel stand "Künstliche Intelligenz und wie sich unsere Gesellschaft verändert".

Ihr wollt den Hörsaal live erleben? Am 01. November 2024 machen wir einen Live-Podcast beim Silbersalz Festival in Halle – der Eintritt ist frei. Die Infos gibt es hier.

Shownotes
Künstliche Intelligenz
Weder Dystopie noch Utopie: Was mit KI wirklich auf uns zukommt
vom 25. Oktober 2024
Moderation: 
Katrin Ohlendorf
Vortragender: 
Thorsten Koch, Mathematiker, Konrad-Zuse-Institut für Informationstechnik Berlin und TU Berlin
Quellen aus der Folge: