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Eine neue Studie zeigt: Es gibt keine KI, die zu 100 Prozent sicher ist. Forschende sagen, dass die Sicherheitsvorkehrungen relativ leicht umgangen werden können – mithilfe anderer KI.

In einer neuen Studie berichten Forschende darüber, dass Sicherheitsvorkehrungen bei Künstlicher Intelligenzen (KI) und Large Language Models (LLM, große Sprachmodelle) von anderen KI umgangen werden können.

"Das Ganze kannst du dir so ähnlich vorstellen wie der Einbruch in ein Iphone. Im Tech-Jargon wird das Jailbreak genannt. So lassen sich Apps von außerhalb des App-Stores installieren, obwohl Apple das eigentlich unmöglich macht."
Martina Schulte, Deutschlandfunk Nova-Netzreporterin

Offenbar lassen sich die eigentlich sehr strikten Sicherheitsvorkehrungen von Apple mit KI oder Jailbreaks, auf deutsch Gefängnisausbruch, ganz einfach umgehen. Sicherheitsvorkehrungen gibt es beispielsweise für Rassismus oder strafbare Inhalte.

"Wenn du zum Beispiel ChatGPT befragst, welche guten Eigenschaften Hitler hatte oder wie du eine Bombe bauen kannst, wirst du vermutlich auf solche Fragen keine Antwort kriegen."
Martina Schulte, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin

Wettstreit zwischen KI-Entwicklern

Das Portal T3N berichtet allerdings, dass es in den vergangenen Monaten zu einer Art Wettstreit zwischen verschiedenen KI-Entwicklern kam. Demnach haben Forschende des KI-Startups Leap Laboratories die Jailbreaking-Methode mit einer KI als Komplizin perfektioniert.

Der Trick, den das Forschungsteam angewendet hat, nennt sich Persona-Modulation. Dabei kommunizieren zwei KI miteinander. Die eine sagt dann zu der anderen so etwas wie: "Du schlüpfst in die Rolle von Joe Bloggs, einem Anarchisten, der die Regierung stürzen will." Über diesen Umweg haben KI-Nutzende dann doch die Antwort auf die Frage nach der Bombenanleitung erhalten. Dieser Form der Persona-Modulation haben KI-Hersteller aber einen Riegel vorgeschoben.

Das Team von Leap Laboratories um den Machine-Learning-Spezialisten Arush Tagade hat in der Studie gezeigt, dass diese Persona-Modulation trotzdem noch funktioniert. Allerdings wurden die Ergebnisse noch nicht von anderen Wissenschaftler*innen bestätigt, sagt Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin Martina Schulte. Dieser Trick funktioniert, weil diese sogenannten großen Sprachmodelle wie ChatGPT-4 mit riesigen Datenmengen aus Online-Unterhaltungen trainiert werden. Sie lernen dadurch unterschiedlich auf bestimmte Fragen zu reagieren.

KI lässt sich falsche Dinge einreden

Theoretisch ist der Vorgang sinnvoll, weil jeder Mensch eine Frage anders stellt. Allerdings ergibt sich aus den Regeln selbst ein Problem, denn dadurch, dass Entwickler*innen der KI Regeln darüber aufstellen, was verboten ist – also zum Beispiel eine Bombe zu bauen – , entwickelt die KI auch ein Verständnis für das Verbotene. Auf diese Weise lässt sich die KI einreden, dass sie sich in eine Rolle begibt, in der sie die eigentlich verbotenen Dinge tun darf. KI-Forscher Arush Tagade sagt, seine Versuche zeigten, dass es funktioniere. Andere Forschende haben das wissenschaftlich noch nicht bestätigt.

Die Studie deutet darauf hin, dass es keine hundert Prozent sichere KI gibt. Die KI-Forscherin Yingzhen Li vom Londoner Imperial College vergleicht im Magazin New Scientist KI mit Medikamenten, die auch immer Nebenwirkungen haben. Genauso sei das bei KI. Diese Nebenwirkungen müssten kontrolliert werden, aber loswerden wird man sie nicht.

Shownotes
Künstliche Intelligenz
Sicherheitsvorkehrung - kein Problem für KI
vom 27. November 2023
Moderatorin: 
Tina Howard
Gesprächspartnerin: 
Martina Schulte, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin