Die Porno-Plattform Pornhub ist mega erfolgreich. Sicherlich auch, weil dort viele Videos kostenlos angeboten werden. Wer darin zu sehen ist, ist vielen egal. Ist das ethisch und moralisch okay? Die Kulturwissenschaftlerin Madita Oeming fordert, den eigenen Porno-Konsum zu reflektieren.
Die Website Pornhub ist eine der erfolgreichsten Porno-Plattformen überhaupt. Vor allem ist die Seite dafür bekannt geworden, dass man viele der Videos dort einfach kostenlos angucken kann, wenn man einmal angeklickt hat, dass man über 18 Jahre alt ist. Das ist mittlerweile auf vielen Seiten möglich.
In den letzten Wochen und Monaten wird sehr viel über Pornhub diskutiert. Unter anderem wegen einer Petition, die das Ziel hat, dass Pornhub abgeschaltet wird. Hinter der Petition steckt die christliche Organisation Exodus Cry, die sich für ein generelles Verbot von Sexarbeit einsetzt, das zum Beispiel auch Pornographie und Strip-Clubs mit einschließt.
Videos mit Opfern von Menschenhandel und sexuellem Missbrauch
Der Vorwurf: Auf Pornhub seien zahlreiche Videos mit Personen zu finden, die Opfer von Menschenhandel geworden sind, es werde sexueller Missbrauch an Kindern gezeigt und Inhalte würden gegen den Willen der Personen, die in den Videos zu sehen sind, hochgeladen. Letzteres ist auch bekannt unter dem Namen "Rache-Porno" oder "Revenge Porn".
Diesem Vorwurf ist der Journalist Nicholas Kristof in seiner Recherche "The Children of Pornhub" für die New York Times nachgegangen. Der Text hat Wellen geschlagen - so hohe, dass nicht nur die Kreditkartenanbieter Visa und Mastercard die Zusammenarbeit mit Pornhub eingestellt haben. Er hat auch dazu geführt, dass Pornhub zehn Millionen Videos auf einmal von der Website gelöscht hat und nur noch verifizierte Inhalte zulässt.
Verdienstmöglichkeit für Sexarbeitende
Abgesehen davon, dass Pornhub nicht die einzige Website ist, die von sexueller Ausbeutung profitiert, breche einigen Darsteller*innen eine Möglichkeit weg, mit ihrer Arbeit Geld zu verdienen. Sie würden in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten kommen, wenn Dienste wie Visa und Mastercard die Zusammenarbeit mit Pornhub aufkündigen.
Umsonst-Porno-Kultur ist menschenverachtend
Geht es um Porno, wird die Diskussion sehr schnell panikhaft und es wird zum Beispiel das Abschalten einzelner Seiten gefordert. Die sind aber gar nicht das Problem, sondern unser Umgang mit Porno an sich. Das sagt die Kulturwissenschaftlerin und Porno-Forscherin Madita Oeming. Sie fordert: Wir müssen anfangen, unseren Porno-Konsum zu reflektieren und unsere Konsummacht nutzen. Die Umsonst-Porno-Kultur führt zum Beispiel dazu, dass man irgendwann vielleicht auch gar nicht mehr genau hinguckt, WER da eigentlich zu sehen ist.
"Manchmal guckt man sich 15 Minuten lang Menschen an, die Sex haben, und weiß nicht einmal, wie sie heißen."
Seiten wie Pornhub, auf denen unzählige Videos kostenlos verfügbar sind, befeuern das nochmal. Ethischer Konsum, der bei Nahrungsmitteln und Kleidung für immer mehr Menschen selbstverständlich ist, sollte auch bei Pornos viel mehr mitgedacht werden, sagt Madita.
"Es würde uns sehr helfen, mit den gleichen Ansprüchen an dieses Medium heranzutreten, wie auch an ganz viele andere Medien, um es am Ende besser zu machen und diese Industrie zu verbessern."
In Eine Stunde Liebe gibt Madita Tipps, wie ethischer oder moralischer Porno-Konsum aussehen kann. Dazu gehört vor allem auch die Bereitschaft, für Pornos zu bezahlen und sich genau anzugucken, ob die Angebote seriös sind. Auch beispielsweise den Darstellerinnen und Darstellern aus den Filmen in den sozialen Medien zu folgen und zu sehen: Sie haben Familie, vielleicht Haustiere und Hobbies. Denn hinter den Filmen stecken echte Menschen.
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