Bei einem Flug ins All hatte Weltraumtourist und Milliardär Timothy Nash wertvolle Fossilien von Vormenschen mit dabei. Viele Forschende kritisieren die vermeintliche PR-Aktion und bezeichnen sie als ethisch fragwürdig.
Es gehe darum, die Vorfahren der Menschheit zu ehren. So ungefähr lässt sich das Argument von Timothy Nash zusammenfassen. Er begründet damit, warum er fossile Knochen auf seinen Flug ins All mitnahm. Der Milliardär mit südafrikanischen Wurzeln, Timothy Nash, hatte einen Flug mit dem Unternehmen Virgin Galactic gebucht.
In der Argumentation heißt es sinngemäß, diese Vorfahren der Menschheit hätten Feuer und Werkzeuge erfunden – und das sei eine Grundlage, ohne die es heutige Technologien wie die Raumfahrt nicht geben würde. Außerdem hätten jene menschenähnlichen Arten, um deren Überreste es sich handelt, sicherlich auch in den Sternenhimmel geschaut.
Die Entdecker der Fossilien, Lee Berger und sein Sohn, die mit Timothy Nash befreundet sind, sowie die für die Fossilien zuständige Uni Witwatersrand in Johannesburg und die Denkmalbehörde South African Heritage Resources Agency stimmten dem Vorhaben zu. Und so ging es für den Daumenknochen und den Teil eines Schlüsselbeinknochens ins All – eingepackt in eine Schutzkapsel aus Kohlefaser. Der Weltraumtourist verstaute die Kapsel – das legen zumindest Bilder nahe – in seiner Hosentasche. Vor allem Letzteres kritisieren nun Forschende. Sie finden den Umgang mit für die Wissenschaft unermesslich wertvollen Überresten nicht angemessen.
"Eine Uni-Forscherin sagte, dass sie den Fall in ihren Lehrveranstaltungen als Negativbeispiel für unethisches Vorgehen in der Wissenschaft angeben will."
Fachleute aus der Archäologie und Anthropologie kritisieren, dass der Flug ins All überhaupt genehmigt wurde. Sie sagen: Es ist immer wichtig, die Originalknochen für die Zukunft aufzubewahren, weil sich die Forschungstechnik verbessert, sodass bei erneuten Analysen noch mehr herausgefunden werden kann. Andere Kritiker*innen sagen, bei der ganzen Aktion habe es sich um eine PR-Maßnahme gehandelt.
"Die South African Heritage Resources Agency hat gesagt, dass sie ihre Zustimmung bei vergleichbaren zukünftigen Fällen überdenken wird."
Der Paläoanthropologe Lee Berger, der die Fossilien entdeckt hatte, sagte der britischen Presse, dass man künftig gern noch mal über die Regeln und Genehmigungen für die Nutzung von Fossilien und Artefakten sprechen sollte.
Lee Berger gilt aber als jemand, der die Archäologie medienwirksam in Szene setzt. So hat er im Rahmen der Netflix-Doku "Cave of Bones" über eine Vormenschenart behauptet, dass diese trotz eines noch sehr kleinen Gehirns künstlerisch tätig war und Begräbnisse ausrichten konnte. Andere Forschende halten dagegen, diese Aussage sei noch lange nicht bewiesen.