Was wir tagsüber wahrnehmen, landet nicht selten in unseren Träumen. Das ist nicht nur für die Traumforschung interessant, sondern auch für die Werbeindustrie. Sie arbeitet an Werbefilmen, die uns ganz gezielt bis in den Schlaf begleiten.
"Targeted Dream Incubation" nennt die Forschung es, wenn die Träume von Menschen bewusst manipuliert werden, indem sie bestimmte Geräusche oder Gerüche während des Schlafs wahrnehmen.
Durch Traumbeeinflussung kann unsere Kreativität, unsere Stimmung oder unsere Leistung beim Lernen verbessert werden. Außerdem kann sie sehr hilfreich sein bei Menschen, die unter Depressionen oder einer Sucht leiden. Beispielsweise gab es Versuche mit Rauchern und Raucherinnen, die weniger Zigaretten geraucht haben, wenn sie im Schlaf Tabakrauch zusammen mit faulem Eiergeruch gerochen hatten.
"Die Traumforschenden sagen: Unsere Träume sollten kein Spielplatz für die Werbeindustrie sein."
Doch, wenn man eine Sucht durch Traummanipulation verringern kann, kann man sie umgekehrt auch verstärken. Das ist nur einer der Aspekte, warum vor allem die Werbeindustrie sehr an Traummanipulation interessiert ist. 40 Traumforschende haben nun einen offenen Brief verfasst, in dem sie fordern, dass Träume kein Spielplatz der Werbeschaffenden sein sollten.
Eine Biermarke schleicht sich in die Träume
Ein Beispiel, wie sich die Werbeindustrie die Traummanipulation zunutze macht, zeigt eine Biermarke aus den USA, die vor ein paar Monaten eine Werbeaktion mit Freiwilligen gestartet hat. Dafür haben sich die Freiwilligen noch vor dem Schlafengehen einen unkonventionellen Werbespot angesehen, in dem ein durchsichtiges Männchen durch Wasserfälle und Schluchten fliegt. Dazwischen tauchen immer wieder Biertropfen oder Bierdosen auf.
Mit der Hilfe einer Traumforscherin der Harvard University wurden die Träume der Freiwilligen in einem Schlaflabor analysiert. Tatsächlich haben einige angegeben, dass sie von Elementen aus dem Werbespot und speziell von der Biermarke geträumt hätten.
Ethische Bedenken gegen Traummanipulation
Zu der Kampagne der Biermarke gibt es einen kleinen Begleitfilm, in welchem der Visual Artist des Spots gefragt wird, ob es ethisch korrekt sei, die Träume von Menschen zu beeinflussen. Die Antwort fällt mit "Ähm..." ziemlich knapp aus, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Sophie Stigler.
Die Forschenden, die den offenen Brief formuliert haben, finden dagegen deutliche Worte: Bis jetzt müssten Menschen noch ausdrücklich zustimmen, wenn ihnen Werbung unbewusst in die Träume folgt. Doch hätten Millionen Menschen einen Smartspeaker in ihrem Schlafzimmer stehen. Ohne ihre Zustimmung könnten hier beispielsweise nachts Werbeblöcke abgespielt werden, an die sie sich am nächsten Morgen nicht erinnern würden.
In den USA ist laut der Forschenden Werbung, die sich ans Unterbewusstsein richtet, nicht verboten. Das gelte aber nur für den wachen Zustand und nicht für den Schlaf.
"Viele Millionen Menschen haben einen Smartspeaker in ihrem Schlafzimmer stehen. Die könnten irgendwann auch ohne Zustimmung nachts Werbeblöcke abspielen."
Die Traumforschenden sind grundsätzlich also keine Kritiker von Traummanipulation. Sie allerdings aus purem Geldinteresse einzusetzen, sehen sie als sehr bedenklich an.