Wenn es uns mental schlecht geht, können wir eine Therapie machen. Die Plätze sind allerdings rar. Helfen kann auch eine Online-Beratung.

Euch belasten persönliche Probleme, in der Schule oder Uni oder im familiären Umfeld: in bestimmten Fällen ist es sinnvoll, sich psychologische Hilfe zu suchen. An einen Therapieplatz zu kommen ist unter Umständen nicht so einfach. Oder er kostet sehr viel Geld. Es gibt inzwischen aber auch Chatberatungen.

Unter krisenchat.de erreichen insbesondere junge Leute unter 25 ehrenamtliche Ansprechpartner und -partnerinnen – per Whatsapp oder SMS. Sie sind ausgebildet im Bereich mentaler Gesundheit. Amira Blätte von krisenchat.de erklärt, dass das Portal vor allem Jüngere anspricht, weil vor allem sie es schwer haben, therapeutische Unterstützung zu bekommen.

"Es gibt für junge Menschen superwenig Hilfsangebote. Die meisten, die uns schreiben, sind so 14 Jahre alt."
Amira Blätte, engagiert sich bei krisenchat.de

Viele junge Leute mit schweren Themen suchen Hilfe

Das Berliner Start-up krisenchat wurde vor etwa vier Jahren gegründet. Die meisten Hilfesuchenden würden über Tiktok oder Mundpropaganda auf den Krisenchat aufmerksam, erklärt Amira Blätte. Der nächste Schritt sei dann, dass die Betroffenen eine Nachricht in den Chat schreiben: "Viele schreiben uns und fragen: Hey, ist da überhaupt jemand, ist da eine KI und bin ich hier überhaupt sicher? Und dann sagen wir erst mal, dass es ein sicherer Raum ist. Du kannst hier gerne erzählen. Hiervon erfährt auch erst mal niemand."

Laut der Beraterin Amira Blätte wird dann als nächstes geschaut, was genau das Problem ist. Die Beratung dauert etwa eine Stunde. Wenn eine Person beispielsweise gerade Panik hat, dann wird vielleicht erst mal eine Atemübung gemacht. Wenn die Beraterinnen und Berater aber merken, dass sie selbst nicht mehr weiterkommen, leiten sie aber auch schon mal an andere Stellen weiter – etwa Vertrauenslehrerinnen und -lehrer oder doch therapeutische Angebote.

"Die meisten Themen im Chat sind selbstverletzendes Verhalten, Suizidgedanken und familiäre Konflikte."
Amira Blätte, engagiert sich bei krisenchat.de

Pro Monat gibt es etwa 3.500 Beratungen zu den unterschiedlichsten Themen, sagt Amira Blätter: "Also unter diesen ganz großen, schweren Themen steckt auch viel Liebeskummer, Einsamkeit, Mobbing, also wirklich alles, was du dir vorstellen kannst, was Menschen belasten kann."

Die Beraterinnen und Berater arbeiten alle ehrenamtlich. Sie haben ein abgeschlossenes Studium – etwa in Psychologie. Dazu kommt eine interne Ausbildung bei krisenchat. Die Stellen dort sind spendenfinanziert – teilweise durch Krankenkassen, den Staat oder durch Privatspenden. Das Online-Portal ist rund um die Uhr zu erreichen. Das sieht Amira Blätte als Vorteil im Vergleich zu Psychotherapeutinnen und -therapeuten oder Hausarztpraxen.

"Knapp 40 Prozent der Hilfesuchenden müssen vertröstet werden"

Amira Blätte erzählt, dass die Beratungen auch immer mehr werden und dementsprechend die Kapazitäten bei krisenchat ausgebaut werden müssen: "Wir haben nie genug Beraterinnen und Berater da, um allen Menschen zu antworten, die uns schreiben." Knapp 40 Prozent der Hilfesuchenden müssten vertröstet werden, weil es gerade abends und nachts zu wenig Ressourcen gebe.

Bestimmte Dinge beschäftigen dich im Moment sehr? Du hast das Gefühl, in einer Situation zu stecken, die du nicht alleine klären kannst? Du weißt nicht mehr, wie es weitergehen soll? Hier findest du einige anonyme Beratungs- und Seelsorge-Angebote.

Shownotes
Krisenbewältigung
So funktioniert psychologische Hilfe per Chat
vom 10. Oktober 2024
Moderatorin: 
Diane Hielscher
Gesprächspartnerin: 
Amira Blätte, engagiert sich bei krisenchat.de