Die palästinensische Hamas gilt als eine der reichsten Terrororganisationen der Welt. Die USA wollen mithilfe einer internationalen Koalition die Finanzierung der Hamas stoppen. Der Islamwissenschaftler Guido Steinberg erklärt, woher das Geld kommt und wie es fließt. Iran und Katar spielen eine Rolle, ebenso die palästinensische Diaspora.
Der stellvertretende US-Finanzminister Wally Adeyemo fordert ein Bündnis, um gegen das Finanznetzwerk der Hamas vorzugehen. Ziel sei eine Kooperation mit Ländern in der Region und weltweit. Adeyemo wird bald Europa bereisen und dann auch Gespräche über solch ein Bündnis führen.
Der USA gehe es auch darum, das Bewusstsein für die unterschiedlichen Finanzierungswege der Hamas zu schärfen, so Guido Steinberg. Der Islamwissenschaftler arbeitet bei der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin.
Nach den Terroranschlägen in den USA im September 2001 startete das Land eine umfangreiche Initiative, um die Finanzierung von Terrorismus weltweit zu bekämpfen. Damals ging es auch verstärkt um die Hamas, so Steinberg.
Die Hamas hat verschiedene Finanzquellen
"Dabei hatten sich die USA Spendensammelvereine und Unterstützervereine in den USA, aber auch in Europa vorgenommen", sagt der Nahost-Experte. Vereine wurden verboten, Unterstützer*innen wurden verhaftet und es gab eine Reihe von Gerichtsverfahren, "ich denke, das wird diesmal auch so ablaufen."
An die Hamas fließen aus der palästinensischen Diaspora weltweit Spenden und Unterstützungsgelder. Es gibt Spendensammelvereine, die unter dem Deckmantel der humanitären Hilfe für Gaza Geld für die Hamas sammeln, so der Islamwissenschaftler.
Es gibt weltweit Spendensammelvereine
"Diese Vereine gibt es häufig im Umfeld der Muslimbruderschaft, einer islamistischen Organisation, die international auftritt", sagt er. Die Hamas wurde als Zweig der Muslimbruderschaft gegründet.
Deshalb, so Steinberg, wird es auch darum gehen müssen, die Muslimbruderschaft in den Fokus zu nehmen, wenn die Terrorfinanzierung der Hamas nachhaltig gestoppt werden soll.
"Geldkoffer spielen immer noch eine Rolle. Ebenso Bitcoin und das sogenannte Hawala-System."
Die finanzielle Unterstützung gelangt über unterschiedliche Wege zur Hamas. Zum einen bringen Kuriere Geld über Ägypten und das Tunnelsystem der Hamas in den Gazastreifen. Auch Bitcoin spielt mittlerweile eine Rolle, so Steinberg.
Außerdem das traditionelle Hawala-System zum Geldtransfer. Dafür zahlt jemand irgendwo auf der Welt Geld an einen bekannten Hamas-Unterstützer mit Kontakten in den Gazastreifen, erklärt Steinberg. "Dessen Kollegen im Gazastreifen zahlen das Geld dann wieder aus."
"Das Hawala-System ist wahrscheinlich immer noch ein besonders wichtiges System."
Die Hamas bezieht auch Geld aus dem Gazastreifen, nämlich über Steuern und Gebühren, die erhoben werden. Viel Geld kommt aber auch aus Iran und Katar. Vor allem Iran ist ein wichtiger auch finanzieller Unterstützer für die Hamas.
Wie reich die Hamas tatsächlich ist, lässt sich schwer sagen. Nach Schätzungen, so Guido Steinberg, könnte das Vermögen im hohen zweistelligen Millionenbereich in US-Dollar liegen. Im Gazastreifen lebt zugleich ein Großteil der Zivilbevölkerung in bitterer Armut. Laut Vereinten Nationen lebten im September 2022 65 Prozent unterhalb der Armutsgrenze.