Wie kann man die Krankenpflegeausbildung verbessern? Wie sieht eine sinnvolle Pflegefinanzierung aus? Wie können sich Pflegende mehr Gehör verschaffen? Drei Kurzvorträge der Pflegewissenschaftler Michael Klingenberg, Stefan Greß und Benjamin Ewert.
Wer in der Krankenpflege arbeitet, ist oft überlastet. Es fehlt an Personal, Geld und Anerkennung. Auf einer Tagung an der Hochschule Fulda haben Pflegewissenschaftler diskutiert, woran das liegt und wie man die Pflege verbessern kann. In drei Vorträgen geht es um die Themen Ausbildung, Finanzierung der Pflegeversicherung und die Frage, wie sich Pflegende als Berufsgruppe mehr Mitsprache erkämpfen können.
Krankenpflege studieren
Im ersten Vortrag erklärt Krankenpfleger und Pflegewissenschaftler Michael Klingenberg, was für Vor- und Nachteile die Akademisierung der Pflegeausbildung hat. In vielen Ländern ist Krankenpflege ein Studium. In Deutschland aber ist es traditionell eine Ausbildung. Erst seit Kurzem gibt es hier Pflegewissenschaft als berufsqualifizierendes Studium. Ein Studium kann die Qualität der Pflege verbessern, sagt Michael Klingenberg. Aber in der Praxis treffen Pflege-Bachelor-Studierende auf viele Hindernisse.
"Durch die akademisierte Pflege wird die Mortalität von Patienten als auch Burn-out und Unzufriedenheit von Pflegepersonal gesenkt. Die Pflegequalität, die Patient*innensicherheit und die Patient*innenzufriedenheit wird erhöht."
Die Kosten der Pflege
Die Pflegeversicherung ist der jüngste Zweig der Sozialversicherung. Vor ihrer Einführung mussten Pflegebedürftige ihre Pflege selbst bezahlen, oder sie mussten zum Sozialamt gehen, wenn ihr Vermögen aufgebraucht war.
Im zweiten Vortrag erzählt Gesundheitsökonom Stefan Greß von der Entstehung der Pflegeversicherung und wie es heute um sie steht. Ihre ursprüngliche Funktion ist heute bedroht. Denn der Großteil der Kostensteigerungen wird durch die Pflegebedürftigen selbst getragen. Dabei gäbe es Alternativen, sagt er.
"Die Finanzierungsfunktion der Pflegeversicherung wird zunehmend ausgehöhlt. Die Pflegebedürftigen müssen immer mehr selbst zahlen."
Die Stimme der Pflegekräfte
Im dritten Vortrag stellt Politikwissenschaftler Benjamin Ewert die Frage, welche Möglichkeiten Pflegekräfte haben, sich als Berufsgruppe mehr Gehör zu verschaffen. Denn Pflege als Gesundheitsprofession hat auf politischer Ebene nur geringe Mitspracherechte. Die Interessen der Pflegenden werden dadurch zu selten und zu wenig berücksichtigt.
"Die Pflege muss unbequemer werden. Sie muss sich politisieren. Sonst sehe ich wenig Möglichkeiten, sich Gehör zu verschaffen."
Die drei Vorträge wurden am 26. Juni 2023 auf der Pflegetagung am Fachbereich Gesundheitswissenschaften der Hochschule Fulda gehalten. Der Vortrag von Michael Klingenberg hat den Titel "Reform des Pflegestudiums – Durchbruch für die akademische Pflegeausbildung?" Der Vortrag von Stefan Greß hat den Titel "Finanzreform der Pflegeversicherung – Stückwerk statt Strukturreform". Der Vortrag von Benjamin Ewert hat den Titel "Macht und Ohnmacht der Pflege in den Institutionen des Gesundheitssystems".
- Vortrag von Michael Klingenberg "Reform des Pflegestudiums – Durchbruch für die akademische Pflegeausbildung?"
- Vortrag von Stefan Greß "Finanzreform der Pflegeversicherung – Stückwerk statt Strukturreform"
- Vortrag von Benjamin Ewert "Macht und Ohnmacht der Pflege in den Institutionen des Gesundheitssystems".