Es klingt nach Horrorfilm: Millionen Ameisen breiten sich in einer deutschen Stadt aus. In Kehl (Baden-Württemberg) ist das so: Die Ameisen kommen in die Häuser, sie krabbeln aus der Dusche und legen teilweise sogar das Internet lahm. Wie kann man die Insekten loswerden? Und warum ist das so schwierig?
Es sind keine gewöhnlichen Ameisen. In Kehl geht es um Tapinoma Magnum, eine invasive Ameisenart. Diese ist nicht giftig und zieht auch nicht in den Kampf gegen die Einwohner. Aber irgendwie ziehen die Einwohner in den Kampf gegen sie. Das Ergebnis: Tausende tote Ameisen, die von den Überlebenden aus den Nestern geschafft und dann an der Oberfläche liegen gelassen werden.
"Am Tag drauf ist das wie ein Schlachtfeld. Man hat Tausende von Toten, die von den Überlebenden noch aus den Nestern rausgeschafft werden. Und die liegen dann erstmal an der Oberfläche.“
In Kehl sind mittlerweile zwei Stadtteile betroffen. Nach Angaben der Stadt gibt es dort richtige Ameisenstraßen und Ameisenknäuel, die man beobachten kann, weil es schon so viele Tiere sind. Die Ameisen haben dabei auch schon auf einem Kinderspielplatz eine große Fläche Rasen einfach umgegraben. Mittlerweile findet man die Tiere aber auch in Gärten und unter Pflastersteinen.
Ameisen auch in Häusern gesichtet
Teilweise kommen die Ameisen auch schon in die Häuser, beispielsweise über die Fensterrahmen oder durch den Keller, erklärt Gregor Koschate, der Umweltbeauftragte der Stadt Kehl. Teilweise würden die Ameisen direkt ihre Eier mitbringen und auch über die Dusche in die Wohnung eindringen.
"Die sind dann in die Fensterrähmen unten im Keller reingegangen, hatten da also auch schon ihre Eier mitgebracht. Die können überall sein. Sie können auch aus der Dusche kommen.“
Und die Ameisen befallen nicht nur Spielplätze und Wohnungen. Auch in Schaltkästen ist Tapinoma Magnum aktiv.
Kein Strom und Internet durch Ameisen
Die ursprünglich aus Nordafrika stammende Ameisenart befällt offenbar gern graue Verteilerkästen, die überall am Straßenrand stehen. Der Grund: Sie haben es gern warm.
Das führt aber zu Problemen. Die Vermutung ist, dass wenn sehr viele Ameisen auf einmal in so einem Strom- oder Internetverteilkasten stecken, ein Kurzschluss ausgelöst werden könnte. Das ist offenbar schon passiert. Strom und Internet waren weg und Telekom-Techniker mussten anrücken.
Wie die Stadt die Ameisen bekämpft
Da diese Art von Ameisen in Deutschland bisher nicht vorkam, gibt es bisher auch noch kein erprobtes Konzept zur Bekämpfung. Björn Kleinlogel ist Biologe und
Schädlingsbekämpfer und hat verschiedene Methoden ausprobiert, um gegen die Ameisen etwas zu tun. So hat er etwa teure Köder ausgelegt. Die Ameisen hätten
diese auch gefressen und seien daran gestorben, allerdings seien wenige Tage später wieder Ameisen in den Verteilern und Stromkästen gewesen, so Kleinlogel.
Deshalb probiert er es jetzt mit einer Art heißem Spezialschaum, mit dem normalerweise Bio-Bauern Unkraut auf Feldern bekämpfen.
"Wir bringen kochend heißes Wasser aus, töten damit sehr viele Ameisen und hoffen so, dass wir die Ausbreitung dieser Art und die schiere Anzahl der Ameisen reduzieren können.“
Der Durchbruch ist das allerdings noch nicht. Schon fünf Mal waren die Schädlingsbekämpfer da. Das Problem: Man erwischt nie alle Ameisen auf einmal, dafür sind es einfach zu viele. Björn Kleinlogel sagt, man könne jetzt auch nur noch versuchen, das Ganze zu begrenzen und einzudämmen. Lösen lasse sich das Problem nicht mehr.
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