Viele kleine Gründe lassen den Streit zwischen Albanern und Serben im Norden des Kosovo wieder aufflackern. Ein Krieg mit serbischer Beteiligung ist dennoch unwahrscheinlich, sagt unser Korrespondent.
Die Streitigkeiten zwischen Serbien und dem Kosovo spitzen sich zu. Serbien hat seine Armee in Alarmbereitschaft versetzt, der Kosovo den größten Grenzübergang zum Nachbarland geschlossen. Russland hat Serbien seine Unterstützung zugesichert.
"Es ist unwahrscheinlich, dass es tatsächlich zu einem Krieg kommt. Da müssten die serbischen Truppen in den Kosovo einmarschieren. Das ist schwer vorstellbar."
Im Land sind knapp 4.000 Soldat*innen der Nato-Friedensmission Kfor stationiert. Beide Parteien haben sich an die Nato gewendet – mit sehr unterschiedlichen Erwartungen, sagt Oliver Soos. Er ist als Korrespondent in Wien.
Konflikt mit der serbischen Minderheit
Die kosovarische Seite wünsche sich, dass die Kfor-Einheiten im Norden des Landes für Ordnung sorgen. Die serbische Seite möchte, dass die kosovarische Polizei sich aus dem Landesteil zurückzieht.
Im nördlichen Teil des mehrheitlich albanischen Kosovo leben rund 50.000 Serben. Sie weigern sich seit Jahren, die Regierung in Pristina oder den Kosovo als Staat anzuerkennen. Serbien bezeichnet den Kosovo als autonome Provinz. Der Konflikt hat sich in den vergangenen Wochen hochgeschaukelt, sagt Oliver Soos.
Streit im Nordkosovo
Es gibt eine Vielzahl von Streitpunkten zwischen serbischer Minderheit und kosovarischer Regierung, wie Oliver Soos erklärt. Es geht beispielsweise um eigene Autonummernschilder für die Minderheit und serbische Gemeindeverwaltungen.
"Aus Protest sind rund 1.000 serbische Polizisten, Richter und Beamte zurückgetreten. Die Anwohner haben Barrikaden errichtet."
Der Konflikt könne auch ohne Zutun der serbischen Armee eskalieren, allein schon deswegen, weil Teile der serbischen Minderheit bewaffnet sind. Kürzlich erst hat es einen Schusswechsel an den Barrikaden im Nordkosovo gegeben. Dabei ist ein kosovarischer Polizist von einem Vermummten angeschossen worden.