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1975 verkauft der Flick-Konzern seine Anteile an der Daimler-Benz AG im Wert von 1,9 Milliarden D-Mark an die Deutsche Bank und bekommt für diesen Deal Steuerbefreiung. Denn die Summe soll in die deutsche Wirtschaft zurückfließen. Am Ende stehen nicht nur zwei Bundeswirtschaftsminister vor Gericht.

Anfang 1980 spielt sich ein – eigentlich ganz normaler – Einsatz der Düsseldorfer Steuerfahndung in der Zentrale des Flick-Konzerns ab. Es besteht die Vermutung der Steuerhinterziehung durch das Unternehmen.

Doch im Verlauf der Durchsuchung stoßen die Ermittler auf etwas, nach dem sie gar nicht gesucht haben: einen Tresorschlüssel. Der führt sie zu einem Schließfach, in dem sich eine Liste findet, die es in sich hat.

Die Flick-Affäre nimmt ihren Lauf

Penibel genau mit Datum und Summe wird dort aufgelistet, welche politische Partei und welcher Politiker vom Flick-Konzern in den vergangenen Jahren Geld bekommen hat – darunter auch die Namen zweier Finanzminister beziehungsweise der Name ihrer Partei: die FDP. Damit wird die Angelegenheit brisant.

Steuerbefreiung durch das Wirtschaftsministerium

Denn 1975 hatte der Flick-Konzern seine Anteile an der Daimler-Benz AG im Wert von 1,9 Milliarden D-Mark an die Deutsche Bank verkauft und für diesen Deal Steuerbefreiung nach Paragraph 6a des Einkommenssteuergesetzes beantragt. Denn die Summe sollte als "volkswirtschaftlich förderungswürdige Reinvestition" in die deutsche Wirtschaft zurückfließen.

Der Antrag auf Steuerbefreiung wird erst von Wirtschaftsminister Hans Friderichs und wenig später von seinem Nachfolger Otto Graf Lambsdorff genehmigt. Der Flick-Konzern spart damit 975 Millionen D-Mark.

Das Gericht urteilt auf Steuerhinterziehung

Nun wird aus Steuerhinterziehung der Verdacht der Bestechung und der Bestechlichkeit, was zu einem Ermittlungsverfahren und am 29. November 1983 zur Anklageerhebung führt: Der Staatsanwalt wirft den Flick-Managern Eberhard von Brauchitsch und Manfred Nemitz fortgesetzte Bestechung vor. Bei den beiden Bundeswirtschaftsministern Friderichs und Lambsdorff sowie dem NRW-Wirtschaftsminister Horst Ludwig Riemer geht es um Bestechlichkeit.

Nach knapp vier Jahren, am 16. Februar 1987, werden Eberhard von Brauchitsch, Hans Friderichs und Otto Graf Lambsdorff wegen Steuerhinterziehung beziehungsweise Beihilfe zur Steuerhinterziehung verurteilt. Von Brauchitsch erhielt eine Bewährungs-, Lambsdorff und Friderichs Geldstrafen.

Info: Unser Bannerbild oben zeigt den früheren Konzernchef Friedrich Karl Flick (rechts im Bild) am Bonner Landgericht, wo er im März 1986 als Zeuge vernommen wurde.

In Eine Stunde History hört ihr:

  • Der Journalist Hans Leyendecker hat sich viele Jahre mit dem Skandal beschäftigt.
  • Der Historiker Martin Mainka hat sich mit der Flick-Affäre und dem Schaden für die politische Kultur in der Bundesrepublik befasst.
  • Der Buchautor Thomas Ramge erläutert, wie sehr Skandale die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland begleitet haben.
  • Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld geht zurück ins Jahr 1975, als der Flick-Konzern seine Daimler-Benz-Aktien veräußerte.
  • Deutschlandfunk-Nova-Reporter Matthis Jungblut beschreibt die Geschichte des Skandals.
Shownotes
Korruption in Deutschland
Die Flick-Affäre
vom 24. November 2023
Moderatorin: 
Steffi Orbach
Gesprächspartner: 
Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte
  • Der Journalist Hans Leyendecker hat sich viele Jahre mit dem Skandal beschäftigt.
  • Der Historiker Martin Mainka hat sich mit der Flick-Affäre und dem Schaden für die politische Kultur in der Bundesrepublik befasst.
  • Der Buchautor Thomas Ramge erläutert, wie sehr Skandale die Geschichte der Bundesrepublik begleitet haben.