Um die Situation zwischen Nord- und Südkorea zu entspannen, muss auch Südkorea etwas tun, sagt die Filmemacherin Sung-Hyung Cho - und die Versprechen halten.
Der Handschlag zwischen Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un und dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in vor zwei Jahren, schien als bedeutsames Zeichen einer Annäherung der beiden Staaten.
Heute ist die Lage angespannt: Nachdem Nordkorea ein Verbindungsbüro für die Beziehungen der beiden Staaten gesprengt haben soll, droht Kim Jong-un, Truppen ins Grenzgebiet zu Südkorea zu verlegen.
Um für eine Deeskalation zwischen Nordkorea und Südkorea zu sorgen, sieht Sung-Hyung Cho die Regierung Südkoreas jetzt in der Verantwortung.
Die Filmemacherin und Professorin für Künstlerischen Film/Bewegtbild an der Hochschule der Bildenden Künste Saar in Saarbrücken, kommt aus Südkorea und hat Nordkorea neun Mal besucht. Auch einen Dokumentarfilm hat sie über das autokratisch regierte Land gedreht.
Leere Versprechen
Für sie ist eindeutig, was der südkoreanische Präsident Moon Jae-in tun müsste:
- Es brauche eine Wiederöffnung der Sonderwirtschaftszone Kaesŏng, die in Nordkorea liegt nahe der Grenze zu Südkorea. In Kaesong hatten über 120 südkoreanische Unternehmen Fabriken, in denen sie etwa 55.000 Nordkoreaner beschäftigt haben. Als Reaktion auf einen Atomwaffentest des nordkoreanischen Regimes im Jahr 2016 hat die Regierung Südkoreas die Arbeiten der südkoreanischen Unternehmen in der Sonderwirtschaftszone einstellen lassen. Präsident Moon Jae-in versprach diese wieder zu öffnen. Bei dem Versprechen sei es aber geblieben, sagt Sung-Hyung Cho. Auf seine symbolträchtigen Worte folgten keine Taten.
- Ähnlich verhält es sich mit der mittlerweile stillgelegten Touristenregion Kŭmgang-san in Nordkorea. Dort, im sogenannten Diamantgebirge, konnten Südkoreanerinnen und Südkoreaner Urlaub machen und damit das für sie sonst unzugängliche Nordkorea besuchen. Nachdem ein Soldat aus Nordkorea eine südkoreanische Touristin erschoss, stehen die Hotels und Ferienanlagen leer. Das war 2008. Auch hier hat Präsident Moon Jae-in den Südkoreanern zugesichert, dass er sich für eine Wiederinbetriebnahme der Touristenregion kümmern wird. Das Versprechen hat er bisher nicht gehalten. Stattdessen kündigte Kim Jong-un 2019 den Abriss der leeren Hotels und Ferienanlagen an.
Symbole der innerkoreanische Annäherung
Sowohl die Sonderverwaltungszone als auch die Touristenregion waren Projekte der beiden Koreas und damit Symbole für die innerkoreanische Annäherung. Werden beide Projekte wieder durch die Bemühungen der südkoreanischen Regierung eröffnet, hilft das dem Verhältnis zu Nordkorea, erklärt Sung-Hyung Cho.
Südkoreas Abhängigkeit von den USA
Stattdessen verhalte sich Südkorea passiv. Das Verhalten der südkoreanischen Regierung erklärt sich Filmemacherin Sung-Hyung Cho durch dessen Abhängigkeit zu den USA und anderen westlichen Großmächten.
"Präsident Moon Jae-in und seine Regierung sind sehr vorsichtig. Sie achten sehr darauf, wie Donald Trump und der Westen reagieren", so Sung-Hyung Cho. In seinen Ansprachen würde er Hoffnungen für eine Annäherung der beiden Koreas schüren und im Anschluss auf ein Signal der US-Regierung warten.
"Präsident Moon Jae-in und seine Regierung sind sehr vorsichtig. Sie achten sehr darauf, wie Donald Trump und der Westen reagieren würden. Sie warten darauf, bis Trump ein Signal sendet."
Im Hinblick auf den atuellen Konflikt sieht sie auch die Propaganda-Aktion von südkoreanischen Aktivisten kritisch. Regelmäßig schicken sie Flugblätter mithilfe von Ballons über die innerkoreanische Grenze.
Die Flugblätter bilden oft Kim Jong-un ab und enthalten regierungskritische Aussagen über das nordkoreanische Regime. Für Nordkoreanerinnen und Nordkoreaner sei das beleidigend, sagt die Filmemacherin. Sie erschweren die Annäherung zu Nordkorea zusätzlich.
"Nordkorea ist sehr speziell. Man muss dieses Land auch verstehen. Und die Posteraktion ging überhaupt nicht."