Kontoauszüge sammeln: Für die meisten von uns ist das nur eine lästige Pflicht für die jährliche Steuererklärung. Doch man kann auch ganz andere Sachen damit machen - zum Beispiel eine Diplomarbeit. Der Kölner Martin Wanka druckte all seine Kontoauszüge aus der Zeit seines Studiums in Köln aus, ließ daraus ein Buch binden und beendete damit sein Studium.
Einen Haufen Kontoauszüge als Diplomarbeit? Geht das wirklich? Und reicht das? Hört man zum ersten Mal von der Diplomarbeit von Martin Wanka, kann man sich schon wundern über das ungewöhnliche Thema: "Bilanz 2006 – 2013“ heißt die gebundene Sammlung der Kontoauszüge des ehemaligen Kölner Kunststudenten aus der Zeit seines Studiums an der Kunsthochschule für Medien in Köln.
Die Kontoauszüge als eine Art Biografie
Die Diplomarbeit hat einen Umfang von rund 200 Seiten, für die Auszüge musste er seiner Bank über 350 Euro zahlen. Es sind keine klassischen Bankauszüge vom Automaten, sondern die Kontobewegungen sind auf ganz normale DIN A4-Blättern gedruckt.
"Ja, Martin, das ist genau das, was so in deine Richtung geht, das passt zu dir"
Die Kontoauszüge als eine Art Biografie - das ist die Idee hinter der Arbeit. Man kann sehen, wann er wo gearbeitet hat, wann ihn seine Eltern finanziell unterstützt haben, wann er eine Freundin hatte - weil er dann öfter am selben Bankautomaten Geld abgehoben hat – oder wann er umgezogen ist. Aber auch ist die Arbeit als Statement zu betrachten, zu der Zeit des Student seins und zum Datenschutz, da er seine Finanzen komplett offen legt.
"Ich habe mich während meines Studiums sehr mit meiner Persönlichkeit, meinem Charakter und meinem Körper auseinandergesetzt"
Die Arbeit ist natürlich nicht allein zu betrachten, denn dann könnte man natürlich sagen: Ey, da druckt ein Typ seine Bankauszüge aus und gibt das als Diplomarbeit ab, einfacher geht’s jawohl nicht. Erst vor wenigen Tagen hat ein bekannter deutscher Weblog - schleckysilberstein.de - genau in diese Kerbe geschlagen und Martin Wanka aufs Korn genommen.
Nein, ganz so einfach ist es natürlich nicht. Die Arbeit ist nur der praktische Teil und ein Stück im künstlerischen Prozess insgesamt: Während seines Studiums an der Kunsthochschule für Medien hat sich Martin vor allem mit den Themen Biografie, Körper und Veränderung auseinandergesetzt und in verschiedenen Arbeiten und Mitteln immer wieder versucht, sich selbst transparent zu machen.