Wer oben am Flusslauf lebt, hat Wasser. Und die Anrainer weiter unten haben Pech? Das kann es ja nicht sein, bei einer so wertvollen Ressource. Wo es Konflikte um Wasser gibt und wie diese bearbeitet werden können, schildert die Politikwissenschaftlerin Annabelle Houdret.
Wer den Zugang zu Wasser regeln kann, hat Macht. Insbesondere dort, wo Wasser Mangelware ist. Annabelle Houdret vom German Institute of Development and Sustainability in Bonn spricht trotzdem nicht gern von "Wasserkriegen" – diese seien eher selten. Was es viel häufiger gebe, seien Konflikte um Wasser.
"Ab wann ist eigentlich ein Wasserkrieg ein Wasserkrieg?"
Was nicht heiße, dass diese Konflikte zu vernachlässigen wären. Im Gegenteil: Wenn Wasser fehlt, leiden Menschen ganz konkret und in vielfältiger Art und Weise. Wassermangel wirkt sich auf unterschiedlichste Bereiche aus:
- Ernährung
- Gesundheit
- Bildung
80 Prozent aller Krankheiten weltweit seien auf mangelnde Versorgung mit und Entsorgung von Wasser zurückzuführen, sagt Annabelle Houdret.
Wasserinfrastruktur ist entscheidend
Bei kriegerischen Handlungen spielt inbesondere die Wasserinfrastruktur eine Rolle, erklärt sie. So hat etwa der sogenannte "Islamische Staat" 2019 gezielt den Mossul-Staudamm erobert und damit die Wasserversorgung widerständiger Gebiete in den Blick genommen.
"Da, wo sich die Staaten nicht einig sind, wie sie die Ressource nutzen, ist es ein stark politisiertes Thema. Es ist aber auch immer eingebettet in andere Konflikte."
Inzwischen kommen zu den Konflikten um Wasser auch die Probleme durch die menschgemachte Klimaveränderung. Es regnet weniger oder zum falschen Zeitpunkt für die landwirtschaftliche Produktion. Die geförderte Wassermenge zu erhöhen, sei keine Lösung, so die Politikwissenschaftlerin. Es gehe darum, Wasser einzusparen.
"Staudämme bauen, Meerwasser entsalzen, Wasserrecycling verbessern – das alles dreht ein bisschen an der Schraube. Aber im Grunde muss sich jedes Land fragen: Wie können wir Wasser einsparen?"
Annabelle Houdret spricht von weltweit 263 grenzüberschreitenden Flußeinzugsgebieten und 300 grenzüberschreitenden Aquiferen, also gemeinsamen Grundwasserressourcen zwischen Ländern. Da Wasser sich nicht für Landesgrenzen interessiert, sei es wichtig, verbindliche Absprachen zum Management und zur Nutzung zu treffen. Da, wo das gelänge, sichere es die Wasserversorgung.
"Wasser ist ein Grund zur Kooperation."
Annabelle Houdret ist Politikwissenschaftlerin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin am German Institute of Development and Sustainability (IDOS) in Bonn. Ihren Vortrag mit dem Titel "Gibt es Wasserkriege?" hat sie am 29. Januar 2022 auf Einladung des aha-Festivals in Luzern gehalten.
Info: Unser Bild oben zeigt einen Soldaten der irakischen Armee am Staudamm von Mossul im Jahr 2007.