Der Schlüssel beim aktiven Zuhören ist es, sich auf den Gesprächspartner oder die Gesprächspartnerin einzulassen – nicht nur inhaltlich, sondern auch emotional, sagt Kommunikationscoach Anne Güntzel.
Während wir uns mit anderen unterhalten, denken wir oft schon über unsere Antwort nach. Denn wenn wir Gespräche führen, ist unser erster Impuls meist, dass wir uns dem anderen nahe fühlen wollen. Wir sagen dann Dinge, wie: 'Ich weiß wie es dir geht, weil mir etwas Ähnliches passiert ist'. Und dann berichten darüber.
"Aktives Zuhören ist erstmal eine Sache der Einstellung. Wir müssen verstehen wollen, und das geht nur, wenn wir uns selbst im Gespräch zurücknehmen."
Dann geht es schnell nicht mehr darum, welche Erfahrungen unsere Gesprächspartnerin oder unser Gesprächspartner gemacht hat, sondern darum, was wir selbst erlebt haben. Damit haben wir den Fokus auf uns gezogen und sind nicht mehr im Prozess des aktiven Zuhörens.
Aktives Zuhören: Nicht suggerieren, sondern offen für den anderen sein
Wenn uns jemand ein Problem erzählt, dass ihn oder sie beschäftigt, sind wir schnell dabei, Ratschläge zu geben. Wenn wir nicht aktiv Zuhören, kann es sein, dass wir etwas suggerieren, statt wirklich zuzuhören und den anderen zu verstehen, sagt Kommunikationscoach Anne Güntzel.
Neugierde und Offenheit
Aktives Zuhören muss geübt sein, sagt Anne Güntzel. Wollen wir den anderen auch emotional verstehen? Wollen wir wissen, welche persönlichen Einstellungen sich hinter dem Gesagten verbergen? Ob wir tatsächlich mit den Gedanken anwesend sind und aktiv zuhören, hat viel mit unserer Einstellung, unserer Neugierde und Offenheit anderen gegenüber zu tun, sagt der Kommunikationscoach.
Tipps fürs aktive Zuhören
Wer aktives Zuhören üben möchte, kann das als erstes mit Freunden ausprobieren, sagt Anne Güntzel. Denn die sind in der Regel dankbar, wenn wir uns Zeit nehmen und wirklich mal zuhören. Fürs Üben empfiehlt sie, eine Stoppuhr zu nehmen und einfach mal den anderen zehn Minuten sprechen zu lassen.
"Der Tipp ist tatsächlich, das Bild der anderen Person nachzeichnen zu wollen. Es erfordert viel Training, weil es Impulse sind. Und wir dazu neigen, den anderen Personen Ratschläge geben zu wollen."
Im zweiten Schritt können wir die Herausforderung etwas steigern und das aktive Zuhören mit Menschen ausprobieren, die eine gegensätzliche Meinung haben. Anne Güntzel sagt, dass man ruhig ein Gesprächsthema wählen kann, das emotional aufgeladen ist, ein politisches Thema beispielsweise.
Dann geht es darum, ob wir die andere Person tatsächlich verstehen wollen, und zwar nicht nur inhaltlich, sondern auch auf der emotionalen Ebene.