Viele Paare lernen sich bei der Arbeit kennen – doch nur die Hälfte dieser Partnerschaften hat Bestand. Bett und Schreibtisch teilen, das sei nicht für jeden was, sagt Paarberater Markus Ernst. Wir haben mit zwei Paaren gesprochen, bei denen es funktioniert.
Es gibt ja so einen Spruch: "Don’t f*** the Crew". Da hält sich nur kaum einer dran. Fast jeder Fünfte ist schon einmal eine langfristige Beziehung mit einem Kollegen beziehungsweise einer Kollegin eingegangen. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts OnePoll aus dem vergangenen Jahr. Nur: Das endet nicht immer gut. Jede zweite Liebesbeziehung am Arbeitsplatz geht laut Umfrage früher oder später in die Brüche.
Wie es aber gut gehen kann, zeigen beispielsweise Elena und Sascha. Sie arbeiten zusammen in einem Großraumbüro und sind seit sechs Jahren ein Paar. Sascha hatte Elena damals eingearbeitet – schnell wurden da aus dienstlichen auch private Mails.
Privates und Berufliches trennen
Sascha und Elena sind quasi 24 Stunden zusammen, zu Hause und bei der Arbeit. Da können sie sich von ihren Schreibtischen aus zuwinken, sagen sie. Beide achten aber darauf, Privates und Berufliches nicht allzu sehr miteinander zu vermischen.
"Es kommt bestimmt mal vor, dass man sich auf dem Weg zur Arbeit im Auto gezofft hat. Aber dann geht jeder an seinen Schreibtisch, macht sein Ding. Das diskutieren wir dann nicht mehr aus."
"Meistens hat sich das dann erledigt."
Paarberater Markus Ernst weiß: Neben Ausbildung und Freundeskreis ist der Job die drittgrößte Partnerbörse. Nirgendwo sonst verbringen wir so viel Zeit. Paaren, die ihr Berufs- und Privatleben miteinander teilen, rät er, Regeln einzuhalten, wie beispielsweise, dass im Büro nicht geknutscht wird oder man im Urlaub nicht über das neue Projekt diskutiert. Ob man das könne, sei auch eine Typfrage.
"Ich glaube, es können nicht alle Paare. Da muss man schon ein bisschen für geschaffen sein."
Schwieriger werde es da schon, wenn es um die Frage geht, wie man berufliche Kritik am anderen äußern kann, ohne, dass das ins Private reinspiele. Das müsse man trennen können.
"Sich nicht persönlich vom Partner angegriffen zu fühlen, wenn er einen Entwurf oder ein Angebot komplett anders sieht. Das muss man gut trennen können."
Gemeinsam arbeiten kann zusammenschweißen
Vor dieser Herausforderung stehen Maren und Lüder jeden Tag. Sie arbeiten nicht nur in der gleichen Firma, sondern haben sich zusammen als Paar eine eigene Firma aufgebaut, sie vertreiben Möbel- und Wohn-Accessoires.
Durch ihre Selbstständigkeit leben Maren und Lüder sehr eng bei- und miteinander. Ihren Job erledigen beide mit maximaler Leidenschaft. Das schweiße auf der einen Seite extrem zusammen, sagen sie. Andererseits könnten so Kleinigkeiten auch schnell zu Konflikten werden. Maren beispielsweise regt sich darüber auf, dass Lüder keine Ordnung hält: "Dass ich - egal, ob zuhause oder hier - immer Struktur und Ordnung schaffen muss. Was mich von anderen Dingen abhält, die ich abarbeiten möchte."
"Wenn wir nicht funktionieren, dann passiert hier auch nichts. Da müssen wir uns schon extrem unterstützen gegenseitig und aufbauen."
Wichtig für Paare, die Kollegen sind: Freiräume
Psychologe Markus Ernst sagt: Wenn es auf der beruflichen Ebene schon so eng ist, dann sei es auf der Paar-Ebene umso wichtiger, sich gegenseitig Freiräume zu lassen.
"Für eine glückliche Paarbeziehung ist es auf Dauer wichtig, dass jeder seinen eigenen Bereich hat und mit diesem Input, den er dann außen hat, wieder zurück in die Beziehung kommt."
Maren und Lüder schätzen ihre Gesamtsituation – Beziehung und Job – als ziemlich optimal ein. Auch Elena und Sascha empfinden ihre Situation als entspannt. Bei ihnen liege das aber auch daran, dass sie nicht ständig als Paar aufeinander hängen, wie sie sagen.
Beispielsweise verbringen sie die Mittagspause immer mit Kolleginnen und Kollegen, fahren mit Freunden in den Urlaub. Und wenn Sascha mal für ein paar Tage auf Dienstreise ist, findet Elena das auch gar nicht so schlecht.
"Wenn ich ein bis zwei Tage allein bin, ist es auch mal schön. Also ich freu mich natürlich, wenn du wieder da bist."
"Das hör ich das erste Mal."