Der Karneval läuft auf Hochtouren. Jecken und Narren sind jetzt trinkend, schunkelnd, knutschend - und vor allem verkleidet - unterwegs. Viel Spaß dabei, aber Vorsicht beim Griff in die Kostümkiste - vor diskriminierenden Klischees.
"Schlagzeilen hat ein übles Kostüm gemacht, dass Du bei einem englischen Kostümspezialisten bestellen kannst: Da gibt es Flüchtlingsverkleidung für Kinder im Look der 40er Jahre."
Zum Beispiel wird bei Amazon ein Set angeboten, bei dem die Kinder einen kleinen Koffer dabei haben. Eine Papp-Karte ist ans Kleid angenäht, auf die Eltern Infos schreiben können, falls das Kind auf der Flucht verloren geht. Das Kostüm stand vor einem Jahr schon mal in der Diskussion und ist jetzt trotzdem wieder erhältlich.
Bei Kostümpartys in England ist der Zweite Weltkrieg offenbar immer ein beliebtes Thema. Prinz Harry hatte vor ein paar Jahren Schlagzeilen gemacht, weil er auf einer Party in Nazi-Uniform unterwegs war.
Deutschlandfunk-Nova-Reporter Martin Schütz hat sich in einem klassischen Karnevalsgeschäft in Köln umgesehen. Neben Piraten, Funkemariechen und Cowboys war da nichts Diskriminierendes zu sehen. Das heißt aber nicht, dass so etwas anderswo nicht verkauft wird.
"Es gibt Afroperücken, die dann mit schwarzer angemalter Haut beworben und dann als Negerperücke bezeichnet werden. So etwas würde ich nicht verkaufen."
Blackfacing wird im Karneval immer wieder kritisiert, also, dass sich weiße Menschen schwarz schminken. Auch, wenn die Kostümierten sagen, dass sie dabei keine rassistischen Hintergedanken haben - am Ende ist es aber doch eine sehr vereinfachte, aufs Aussehen reduzierte und diskriminierende Darstellung von Menschen mit schwarzer Hautfarbe.
Journalisten von Cosmo haben sich Ende des vergangenen Jahres Beschreibungen von Kostümen in Shops genauer angesehen und viele diskriminierende und rassistische Produktinformationen gefunden: "So wie es Afrikaner nun also mögen, ist der Rock mit reichlich Fransen versehen." Oder bei der Verkleidung Chinese: "Heute gibt es Reis zu essen! Verbreiten sie ihren schlitzäugigen Charme über Themen-, Geburtstags- und Karnevalspartys."
Laxer Umgang mit Geschichte
Viele Karnevalsvereine und Gruppen existieren seit Jahrzehnten. Sie stammen zum Teil aus einer Zeit, in der die deutsche Kolonialgeschichte völlig unkritisch gesehen wurde und das spiegelt sich manchmal heute noch wider.
In Hessen gibt es zum Beispiel Kritik an einem Karnevalsverein, dessen Mitglieder im Rosenmontagszug in kaiserlichen Kolonialuniformen und Afrikanerkostümen im Zug mitgehen.
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