Dass die Gletscher dieser Erde in den letzten Jahren massiv zurückgegangen sind, wissen wir so genau, weil sie seit mehr als 100 Jahren erforscht werden. Aber auch die Arbeit der Gletscherforscher ist nicht mehr dieselbe, wie noch vor ein paar Jahren.
Die Gletscher der Erde schmelzen gerade in Rekordtempo ab. Das wissen wir so genau, weil die Gletscher schon seit mehr als 100 Jahren weltweit beobachtet werden. Zuständig dafür ist der World Glacier Monitoring Service: Ein internationales Netzwerk von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die Daten über Gletscher zusammentragen.
Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Jennifer Rieger hat die Forschenden in der Schweiz getroffen und mit ihnen darüber geredet, was genau sie machen und wie der Klimawandel ihre Arbeit verändert.
Klimawandel: Globale Daten sind wichtig
Michael Zemp, Direktor des World Glacier Monitoring Service, berichtet beispielsweise, dass der Beobachtungsdienst in 40 Ländern weltweit Daten über die schwindenden Eisriesen sammelt. Der Klimawandel sei das zentrale Zhema, so Michael Zemp. Um zu zeigen, dass es ein globales Problem ist, sei es notwendig, globale Datensätze zu sammeln.
"Seit den 60er Jahren sind mehr als 9000 Milliarden Tonnen Eis verloren gegangen. Eine unglaublich große Zahl, schwer vorstellbar."
In den vergangenen 60 Jahren sind weltweit mehr als 9000 Milliarden Tonnen Eis geschmolzen, so Michael Zemp. Er rechnet um: "Das ist ein Eiswürfel von der Größe der Schweiz mit einer Dicke von 250 Metern."
Satellitenbilder ergänzen Messungen vor Ort
Lange Zeit sei der Klimawandel gar nicht so sichtbar gewesen. In den 70er und 80er Jahren seien die Gletscher sogar noch gewachsen, sagt Wilfried Haeberli, der erste Direktor des World Glacier Monitoring Service. Er erinnert sich noch sehr genau daran, wie er dafür kämpfen musste, dass die Gletscherforschung überhaupt weiter betrieben wurde, als die Forschenden Satellitenbilder nutzen konnten.
"Ein großes Problem waren zum Beispiel die Fernerkundler, die damals gesagt haben, machen wir alles vom Weltraum her."
Zwar ließ sich diese Entwicklung nicht aufhalten und der größte Teil der Daten über Gletscher entsteht tatsächlich auf Grundlage von Satellitenbildern, was aber immer noch essentiell ist und nicht ersetzt werden kann, sind Messungen der Glaziologen vor Ort. Dabei bohren sie Stangen oder PVC-Rohre ins Eis der Gletscher und messen den Massenverlust und ermitteln, wie die Gletscher abgeschmolzen sind.
"Wenn die Wissenschaftler im Himalaya oder in der kanadischen Arktis unterwegs sind, können das schon mal abenteuerliche Expeditionen sein."
Letztlich ergänzen sich beide Arten, die Gletscher zu untersuchen. Die Satellitenbilder liefern wertvolle Daten und Erkenntnisse – genauso wie die Forschenden vor Ort. Letztere bekommen aber auch eine reale Vorstellung für die Veränderungen der Gletscher, zum Beispiel des Rosenlauigletschers in der Schweiz. Dort ist deutlich zu sehen, dass die Zunge des Gletschers von Jahr zu Jahr immer weiter oben endet.