Turbulenzen beim Fliegen fühlen sich oft ziemlich gruselig an – vor allem, wenn man aus dem Fenster schaut und nur blauer Himmel zu sehen ist. Diese Klarluftturbulenzen treten laut britischen Forschenden aufgrund des Klimawandels immer häufiger auf.
In den vergangenen 40 Jahren sind Klarluftturbulenzen immer häufiger aufgetreten, so das Ergebnis einer Studie britischer Forschender, die in der Zeitschrift Geophysical Research Letters veröffentlicht wurde. Dabei haben die Forschenden von der Uni Reading und dem Met Office, dem nationalen meteorologischen Dienst des Vereinigten Königreichs, Flüge zwischen 1979 und 2020 untersucht.
Unerwartet in den freien Fall
Klarluftturbulenzen sind Situationen, in denen die Luft wolkenfrei ist und sich Luftmassen auf einmal stark bewegen, ohne dass davor Pilotinnen und Piloten Anzeichen auf Turbulenzen erkennen konnten. Aufgrund dieser Unvorhersehbarkeit, es ist schwierig sie zu umfliegen.
Die Luftmassen, die aufeinandertreffen, bewegen sich immer mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten, was dazu führt, dass das Flugzeug ganz plötzlich an Höhe verliert und absackt. Oft fühlt sich das an wie eine Sturzfahrt in der Achterbahn, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Wiebke Lehnhoff.
Klarluftturbulenzen: Vor allem Nordatlantik-Route betroffen
Für die Untersuchung verwendeten die Forschenden Daten wie beispielsweise Windgeschwindigkeit, Temperatur und Druckniveau, die von Umweltsatelliten gesammelt wurden. Bei der Analyse dieser Daten zeigte sich dann deutlich, dass sich die Dauer von Klarluftturbulenzen in den letzten vier Dekaden weltweit erhöht hat.
"Im Zeitraum der vergangenen mehr als 40 Jahren hat sich die Dauer von Klarluftturbulenzen deutlich erhöht – und zwar auf diversen Flugrouten der Welt."
Da es generell mehr Turbulenzen über den Ozeanen als über den Kontinenten gibt, sind hier die Anstiege auch besonders deutlich. Laut der Studie trifft es über den Ozeanen sehr häufig die stark frequentierte Nordatlantikroute – also den Weg zwischen Europa und Nordamerika. Hier hat sich das Aufkommen starker Turbulenzen im untersuchten Zeitraum um 55 Prozent erhöht. Aber auch die moderaten und leichten Turbulenzen haben zugenommen. Über den Kontinenten gab es die meisten Anstiege über Europa und dem Nahen Osten.
Betrachtet man die Höhe, dann gibt es die Klarluftturbulenzen häufiger in den mittleren Breiten, in denen die Jetstreams auftreten. Jetstreams sind Starkwindfelder in einer bestimmten Höhe, die große Temperatur- und Druckunterschiede in der Atmosphäre ausgleichen.
Klimawandel als Ursache
Als Ursache für die zunehmenden Turbulenzen sehen die Forschenden den Klimawandel. Denn durch die CO2-Emissionen und den Treibhauseffekt wird die Luft immer stärker erwärmt, was auch bestimmte schnelle Luftströmungen in den Jetstreams verstärkt. Diese Luftströmungen nennt man Scherwinde.
Am besten: Im Flugzeug immer angeschnallt bleiben
Doch wie gefährlich können diese Turbulenzen sein? Sind alle Passagiere im Moment der Turbulenzen angeschnallt, dann halte sich der Schaden oft in Grenzen, sagt Wiebke Lehnhoff.
"Wenn alle angeschnallt sind in dem Moment, dann kommen die Passagiere vielleicht mit einem Schrecken davon."
Dadurch, dass Klarluftturbulenzen aber so unvorhersehbar auftreten, kann es passieren, dass Menschen und Gegenstände, die nicht angeschnallt oder befestigt sind, an die Decke geschleudert werden.
Das kann bei Menschen zu leichten, aber auch zu schweren Verletzungen wie Knochenbrüche oder Prellungen führen. Es kam auch schon zu Todesfällen. Deshalb ist es laut Expertinnen und Experten immer ratsam, während des gesamten Flugs möglichst immer angeschnallt zu bleiben.
Anpassungen an den Flugzeugen
Die Flugzeuge selbst können theoretisch auch beschädigt werden, doch das passiert oft nur, wenn es schon davor am Flugzeug Materialschäden gab oder mehrere Wetterphänomene auf einmal auftreten, sagt unsere Reporterin. Nun wird geforscht, wie beispielsweise flexiblere Flügel Klarluftturbulenzen ausgleichen könnten, indem sie sich an die Windströmungen anpassen.