Kleinster gemeinsamer Nenner? Politik der kleinen Schritte? Bullshit, sagt die kanadische Journalistin Naomi Klein. Jetzt muss es schnell gehen. Denn die Erwärmung des Weltklimas um mehr als 2 Grad wird dramatische Folgen haben.
Umweltrechtler wie der ehemalige Grünenpolitiker Hermann Ott vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie erwarten von der UN-Klimakonfernz in Paris: nichts.
"Das Ergebnis wird der kleinste gemeinsame Nenner sein, der in keinster Weise ausreicht, um den Klimawandel effektiv zu bekämpfen."
Dass sich die verhandelnden Nationen im Konsens zu einer Einigung durchringen müssen, betrachtet er im Interview mit Deutschlandradio Kultur als "Rezept für Lähmung". Was es seiner Ansicht nach braucht, ist eine Speerspitze. Eine Avantgarde von Menschen, Städten oder Nationen, die vormachen, wie es geht - der Ausstieg aus der Droge Kohlendioxid-Emission.
Die kanadische Journalistin und Aktivistin Naomi Klein will so ein Mensch sein. Jemand, der groß denkt. Und das tut sie in ihrem aktuellen Buch "Die Entscheidung. Kapitalismus versus Klima" ziemlich radikal. Lange hat sie den Klimawandel ignoriert - zu gruselig, irgendwie auch zu weit weg waren für sie die Folgen. Mittlerweile bemerkt sie diese Folgen aber auch in ihrer Heimat, in Kanada. Und sie machen ihr Angst.
"But what should we do with a fear that comes from living on a planet that is dying?"
Viel Zeit bleibt allerdings laut vieler Experten nicht mehr. Dazu haben wir zu lange nur Trippelschritte in Sachen Klimaschutz gemacht. Laut Naomi Klein müssen jetzt drastische Lösungen her.
"Climate change changes everything about our physical world. For a very brief time the nature of that change is still up to us! We have done so many of precisely the wrong thing that no non-radical option is left on the table."
Ihre Lösung heißt: Raus aus dem kapitalistischen System:
"It is really about a conflict between capitalism and the climate."
Beschrieben hat sie diesen Konflikt am 22. März 2015 im großen Saal des Hauses der Kulturen der Welt in Berlin. Eingeladen hatten die Blätter für deutsche und internationale Politik, im Rahmen ihrer "Democracy Lecture". Und mehr als tausend Menschen waren gekommen, um zu hören, welche Möglichkeiten Naomi Klein im Kampf gegen den Klimawandel noch sieht. Wir senden diesen Vortrag zwei Tage vor dem Beginn der UN-Klimakonferenz in Paris.
"I am no optimist - I am just not a nihilist."
Und nüchtern betrachtet? In Hörsaal fasst Reimund Schwarze vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig die Ist-Situation der internationalen Klimapolitik zusammen.
Mehr Klimawandel im Netz:
- Why a Climate Deal Is the Best Hope for Peace | Naomi Klein und Jason Box im New Yorker
- "Ich möchte keine Angst verbreiten" | Naomi Klein in der ZEIT
- So geht Klimaschutz | Momentum for Change Awards
- Flucht vor dem Klima | dradiowissen.de