Was wäre, wenn wir unsere Erde mit einem Sonnenschutz einsprühen und so die Erderwärmung verlangsamen könnten? Diese Idee hat einen Namen: Solar Geoengineering. Forscher sagen: Das wäre ambitioniert, aber bezahlbar.

Unsere Erde erwärmt sich immer weiter und setzt damit Prozesse in Gang, die nicht mehr rückgängig zu machen sind. Das sogenannte Solar Geoengineering soll helfen, die Erderwärmung zu verlangsamen. Forscher der Unis Harvard und Yale haben sich nun angeschaut, ob dieses Projekt theoretisch umsetzbar wäre. 

Die Forscher haben sich beim Solare Geoengineering an Vulkanen orientiert: Sie wollen Schwefelteilchen, Sulfatpartikel, hoch oben in der Atmosphäre versprühen. Diese Partikel reflektieren die Sonnenstrahlung zum Teil und davon wird die Erde weniger warm. 

"Die Vorstellung ist: Wir Menschen erzeugen künstlich den Abkühlungseffekt, den sonst manche Vulkanausbrüche haben."
Anne Preger, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion

Pro Jahr könnte Temperatur um durchschnittlich 0,1 Grad gesenkt werden

Die Schwefelteilchen sollen in einer Höhe von 20 Kilometern versprüht werden, damit sie möglichst lange in der Luft bleiben und wirken. Normale Flugzeuge fliegen allerdings nur in einer Höhe von zehn Kilometern – daher müssten für das Projekt neue Spezialflugzeuge mit riesigen Flügeln und mehr Antrieben konstruiert werden.

"Da müssten erst mal neue Spezialflugzeuge konstruiert werden mit riesigen Flügeln und mehr Antrieben, damit die so hoch fliegen."
Anne Preger, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion

Mit diesen Spezialflugzeugen müsste man einige Flüge machen, damit auch wirklich die ganze Erde geschützt wird. Die US-Forscher wollen mit 4000 anfangen und später dann auf 60.000 Flüge pro Jahr kommen, mit 100 Spezialfliegern.

Pro Jahr soll die globale Temperatur so durchschnittlich um 0,1 Grad Celsius gesenkt werden. Bei einer Laufzeit von 15 Jahren wären das Minus 1,5 Grad. Die neuen Schätzungen der US-Forscher besagen nun, dass dies 1,8 bis 2,2 Milliarden Euro pro Jahr kosten könnte. Deutsche Forscher hatten das auch schon mal ausgerechnet und sind auf 17 Milliarden Euro pro Jahr gekommen. 

Solar Geoengineering bekämpft Symptome, keine Ursachen

Die Forscher selbst empfehlen diese Art von Geoengineering nicht. Sie sagen nur, dass wir wissen sollten, wie viel das kostet. Damit die Menschheit alle Optionen kennt, die es theoretisch gibt – sollte es ganz übel kommen. Denn es gibt wichtige Argumente dagegen:

  • Risiken
    Wir wissen überhaupt nicht, was Solar Geoengineering mit dem Erdklima anstellt. Wie wirkt das zum Beispiel auf den Monsun? Kommt es deswegen dann irgendwo zu Megadürren? Es gibt auch Modelle, die sagen: Dann regnet es weniger auf der Erde.
  • Wirksamkeit
    Eine andere Studie hat versucht, vorherzusagen, ob wir mit diesem Schwefelsonnenschutz auch verhindern können, dass das Eis abschmilzt und der Meeresspiegel ansteigt. Das Ergebnis: Nein, können wir nicht. Unter anderem, weil es dann weniger regnet. Denn weniger Regen wirkt sich auf Salzgehalte und Meeresströmungen aus. Die Arktis könnte also durch das Meer weiter aufgeheizt werden. Außerdem würde der Sonnenschutz nichts daran ändern, dass das Treibhausgas CO2 weiter die Ozeane versauert. Das bedeutet, Korallenriffe und Fische sind weiter in Lebensgefahr.

Außerdem müssten wir immer weiter Sulfatpartikel in die Atmosphäre sprühen. Das ist auch ein Grund, warum der Weltklimarat diese Art Sonnenschutz kritisch sieht und von "großen Unsicherheiten, Wissenslücken und erhebliche Risiken" spricht.

"Das ist so diese Debatte: Packt man ein Problem an der Wurzel oder an den Symptomen. Aber es gibt auch in Deutschland Politiker und Parteien, die diese Art von Geoengineering trotz dieser ganzen Gegenargumente offensichtlich ziemlich spannend finden."
Anne Preger, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion

Viele Kritiker sagen zudem, dass diese Option nur Symptome bekämpft, aber keine Ursachen. Es müsse vielmehr Geld investiert werden, um die Wirtschaft der Entwicklungsländer klimafreundlich zu gestalten. Trotzdem finden sich Befürworter von Solar Geoengineering, die das Projekt spannend finden – auch hier in Deutschland. 

Sollte es tatsächlich mal umgesetzt werden, kann das aber nicht still und heimlich passieren: Die Forscher sind sich sicher, dass die Weltgemeinschaft dies aufgrund des Aufwands mitbekommen würde.

Shownotes
Klimawandel
Sonnenschutz für die Erde bekämpft Symptome - keine Ursachen
vom 23. November 2018
Moderator: 
Markus Dichmann
Gesprächspartnerin: 
Anne Preger, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion