Mit Schulstreiks an Freitagen startete die damals 15-jährige Schwedin Greta Thunberg eine weltweite Bewegung für Klimaschutz. Aus verschiedenen Gesellschaftsgruppen formierten sich Bündnisse, die sich wie Fridays for Future (FFF) für Klimaschutz einsetzen.
Der menschengemachte Klimawandel ist real: Die von der Menschheit freigesetzten Treibhausgase – besonders Kohlendioxid – sind mit sehr großer Wahrscheinlichkeit die Ursache dafür, dass die Erderwärmung rasant ansteigt. In der Zeit von 2014 bis 2018 lagen die Temperaturen um ein Grad höher als in der vorindustriellen Zeit.
Wenn die Treibhausgasemissionen nicht verringert werden, gehen Fachleute des Bundesumweltamtes davon aus, dass es bis 2100 einen mittleren globalen Temperaturanstieg zwischen 1,6 und 4,7 Grad gegenüber dem Zeitraum 1850-1900 geben wird. Laut ZDF-Politikbarometer bereitet der Klimawandel deutschen Wähler*innen parteiübergreifend Sorgen.
Klimawandel durch FFF auf der politischen Agenda
Die Sorgen um die Klimaentwicklung begleiten die Schwedin Greta Thunberg seit jeher. Fünf Jahre sind vergangen, seit die damals 15-jährige nicht zur Schule ging, sondern sich vor das schwedische Parlament setzte, um die Aufmerksamkeit der Politiker*innen auf den global voranschreitenden Klimawandel zu lenken. Mit immensem Erfolg – ihre Aktion wurde zum Vorbild: Seit 2018 schließen sich ihr weltweit Menschen an.
Seit 2019 gibt es die von Fridays for Future (FFF) initiierten Klimastreiks. So sei es FFF gelungen, das Thema in der politischen Agenda zu etablieren, sagt die Protestforscherin Julia Zilles von der Uni Göttingen.
"Im Sinne von Agenda-Setting ist es Fridays for Future gelungen, das Thema Klimawandel auf der politischen Agenda zu halten – über mindestens fünf Jahre. Aber das wird noch weitergehen."
Die FFF-Proteste hätten zu einer Politisierung der jungen Generation geführt. Aus politikwissenschaftlicher Sicht sehe sie auch, "dass es zu einer zunehmenden Polarisierung gekommen ist, weil es auch Leute gibt, die das Thema Klimapolitik ablehnen", so Julia Zilles.
Dass sich die Aufmerksamkeit von den Schulstreiks hin zu anderen Protestformen – wie dem Festkleben auf Straßen durch Gruppen wie die "Letzte Generation" – hinwendete, habe mit Aufmerksamkeitskonjunkturen zu tun. "Und in gewisser Weise auch mit Medienlogik", erklärt die Protestforscherin.
"Es wird natürlich immer erst über etwas Neues und Skandalöses berichtet. Zunächst stand die Protestform des Schulstreiks im Fokus von Medien."
Je länger die Schulstreiks anhielten, desto mehr wurden sie politisch vereinnahmt, sagt Julia Zilles. Es bildete sich die Meinung: "Mensch, toll, was die jungen Leute da machen. Die gehen auf die Straße und setzen sich für was ein." Dass Protestgruppen wie "Letzte Generation" oder "Extinction Rebellion" nun höhere Aufmerksamkeit bekommen, liege daran, "dass sie mit anderen Protestformen den Alltag stärker stören. Diese Aktionen hätten einen höheren Nachrichtenwert.
Sprecher*innen als Sprachrohr
Einzelne Personen wie Greta Thunberg oder Luisa Neubauer seien wichtig als Sprachrohr oder Identifikationsfiguren für Leute, die sich FFF angehörig fühlen. "Gerade Greta Thunberg hat auf internationalen Events – vor der EU, auf dem Davoser Wirtschaftsforum – gesprochen. Das ist natürlich wichtig für die Wahrnehmung solcher Protestbewegungen", sagt die Forscherin. Wenn man dort ein Forum bekommt, um seine inhaltlichen Punkte vorbringen zu können – und nicht zurückgedrängt wird im Sinne von "Das ist Protest, damit wollen wir nichts zu tun haben" – dann ist das viel wert, erläutert Julia Zilles.
Auch der "Letzten Generation" sei es gelungen, ihre Positionen und Sprecher*innen in alle großen Medienformate zu bringen – und das, obwohl die Protestgruppe FFF zahlenmäßig unterlegen ist.