Ob die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu schaffen sind, hängt auch von Chinas Energie- und Klimapolitik ab. Das Land baut die erneuerbare Energien aus. Aber zugleich treibt es rasant den Bau neuer Kohlekraftwerke voran.
China baut massiv die Kohlekraft aus. Zu diesem Ergebnis kommt ein Team aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des finnischen Zentrums für Energieforschung (CREA) und der kanadischen Global Energy Monitor (GEM).
Sie haben das Jahr 2022 analysiert: Wie viele Kraftwerke wurde in diesem Jahr von Behörden geplant oder genehmigt? Bei wie vielen wurde mit dem Bau begonnen?
Laut Forschungsberichts wurde 2022 eine Gesamtkapazität von 106 Gigawatt durch Kohlekraftwerke vorangetrieben. Der Block eines Kohlekraftwerks liefert ungefähr ein Gigawatt. "Wenn man das umrechnet, dann kommen wir auf zwei Kohlekraftwerksblöcke pro Woche", sagt Ruth Kirchner, ARD-Korrespondentin für China.
Kohle, aber auch erneuerbare Energien
China setzt nicht allein auf Kohle, so Ruth Kirchner. Das Land baut die erneuerbaren Energien in einem rasanten Tempo aus. "Aber der Energiebedarf in China ist sehr, sehr groß." Hinzu kommt, dass die Pläne von der Zentralregierung in Peking nur teilweise in den Provinzen und Regionen umgesetzt werden. Vor Ort kann die Ausgestaltung der Vorgaben durchaus anders ausfallen.
Viele Provinzen argumentieren, dass sie die geplanten Kohlekraftwerke gar nicht auf voller Leistung laufen lassen will. "Man wolle vor allem das Stromnetz stabilisieren", gibt Ruth Kirchner die Aussagen wider. Die neuen Kohlekraftwerke brauche man als Sicherheit, wenn es zu Engpässen bei der Stromversorgung komme.
Solche Engpässe gab es in den vergangenen zwei Jahren durchaus – nämlich infolge extremer Hitzewellen in Teilen Chinas. Wasserkraftwerke lieferten kaum noch Energie, weil Stauseen zu wenig Wasser hatten. "Es kam zu Stromausfällen und Rationierungen", sagt die Journalistin.
China ist wichtig für den weltweiten Klimaschutz
Dieses Argument lässt das finnisch-kanadische Forscherteam nicht gelten. Denn besonders die Provinzen, die beim Ausbau der erneuerbaren Energien wenig Fortschritte machen, würden zurzeit viele neue Kohlekraftwerke bauen.
Bis 2030 will China den Höchststand seiner CO2-Emissionen erreicht haben. 2060 will das Land klimaneutral sein. Doch wenn China massiv auf Kohle setze, werden diese Ziele schwer erreichbar sein, so Ruth Kirchner.
"Der rasante Ausbau der Kohlekraftwerke wird es für China noch schwieriger machen, seine Klimaschutzziele zu erreichen."
China ist Vertragspartner des Klimaabkommens von Paris , das die gefährliche Erderwärmung auf weniger als zwei Grad begrenzen soll. Dieses Ziel ist nur erreichbar, wenn China seine Klimapolitik ambitionierter gestaltet. "Danach sieht es – auch vor dem Hintergrund dieser Studie – jetzt überhaupt nicht aus", sagt Ruth Kirchner.