In Deutschland werden 666 Millionen Tonnen CO2 im Jahr ausgestoßen. Was kann man dagegen tun? Weniger CO2 produzieren oder CO2 aus der Luft filtern. Letzteres war bisher Zukunftsmusik. Aber in Essen ist nun eine CO2-Absauganlage in Betrieb genommen worden.
Ein blauer, hochkant stehender Turm, der etwa vier Meter hoch ist: So sieht der erste CO2-Staubsauger in Deutschland aus. Der Staubsauger wurde vom Start-up Greenlyte Carbon Technologies entwickelt und steht in Essen.
So funktioniert der CO2-Staubsauger
Aber wie funktioniert der Essener Staubsauger, der CO2 aus der Luft filtert? Der Prozess wird "Direct Air Capture" (DAC) genannt, weil bei dem Verfahren das Kohlendioxid direkt aus der Luft abgesaugt wird.
1. Schritt: Luft wird über einen Ventilator durch den Turm geführt. Im Turm selber rieselt von oben durch eine Art Dusche eine Flüssigkeit herab. Diese Flüssigkeit, die vom Start-up entwickelt wurde, ist patentgeschützt. Sie sorgt dafür, dass das CO2 aus der Luft gebunden wird.
2. Schritt: Das CO2 reagiert mit einer Lösung und wird zu einem Salz. In Essen wird dieses Salz dann in einer Flasche gesammelt. Es sieht wie richtiges, grobkörniges gelbliches Salz aus. Die Verbindung heißt dann: Hydrogenkarbonat.
3. Schritt: In Wasser gelöst, kann dieses Salz anschließend in einem Elektrolyseverfahren aufgespalten werden. Dabei fallen neben CO2 auch Wasserstoff und Sauerstoff an. Das C aus dem CO2 ist ein wichtiger Kohlenstoff für die Industrie. Beispielsweise nutzt die gesamte chemische Industrie Kohlenstoff für viele Produkte. Das bedeutet, der Kohlenstoff könnte recycelt werden.
Bilanz des CO2-Staubsaugers
Der CO2-Staubsauger in Essen kann aktuell in etwa 100 Tonnen CO2 aus der Luft filtern. Das Ziel des Unternehmens ist es, bis 2050 eine Anlage zu bauen, die es schafft, eine Milliarde Tonnen CO2 aus der Luft zu filtern. Bei der jetzigen Bilanz bräuchte Deutschland 6,6 Millionen solcher Staubsauger, um die 666 Millionen Tonnen CO2, die jedes Jahr in die Luft geblasen werden, wieder zu neutralisieren.
Neben der geringen Filterleistung ist der Stromverbrauch der Anlage im Moment noch zu hoch, sagt Florian Hildebrandt, der Geschäftsführer des Start-ups.
"Das C aus dem CO2 ist ein wichtiger Kohlenstoff für die Industrie, also die gesamte chemische Industrie nutzt Kohlenstoff, um Produkte zu machen."
Weltweit stehen 27 weitere solcher CO2 Staubsauger. Der größte befindet sich auf Island, bindet 4.000 Tonnen und wird von der Schweizer Firma Climworks betrieben. Was in Essen jedoch anders ist als bei allen anderen DAC-Verfahren: Das CO2 wird nicht wieder zurück in die Erde geleitet, sondern gebunden und ist nach der Aufspaltung wieder verwendbar.
CO2-Energie-Experten sagen, dass die Entwicklung von CO2-Staubsaugern ein wichtiger Beitrag gegen den Klimawandel ist. Dennoch sind die Experten ebenfalls der Meinung, dass es noch dauert, bis die Staubsauger regulär zum Einsatz kommen können. Sie begründen das mit dem hohen Energieverbrauch der Anlagen.