In weiten Teilen Deutschlands bleibt mal wieder Regen aus. Stellenweise ist der Boden bis in tiefere Schichten ausgetrocknet. Laut Prognosen müssen wir uns aufgrund des Klimawandels auf mehr Dürren einstellen. Wie, das erklärt Grundwasserökologe Hans-Jürgen Hahn.
Der Monat März war der viert trockenste seit knapp 30 Jahren. Vielerorts ist der Boden trocken und hart. Für den Wald und die Landwirtschaft ist das ein großes Problem. In manchen Gegenden ist das pflanzenverfügbare Wasser im Boden bis zu einer Tiefe von 25 Zentimetern noch vorhanden wie in Teilen Nord- oder Süddeutschlands, wo es mehr geregnet hatte in den vergangenen Wochen. Gut zu sehen ist das auf dem Dürremonitor des Helmholtz Zentrum für Umweltforschung.
Das pflanzenverfügbare Wasser hilft der Landwirtschaft, aber nicht unbedingt dem Wald. Durch die vergangenen Dürrejahre ist der Boden bis zu einer Tiefe von 1,8 Metern immer noch trocken. Dort herrscht teilweise eine extreme bis außergewöhnliche Dürre und Bäume können sich deshalb nur schlecht mit Wasser über ihre Wurzeln versorgen. Der Boden in Sachsen-Anhalt verzeichnet eine negative Wasserbilanz, die Auswirkungen auf den Wald: besorniserregend.
Können wir helfen, indem wir weniger Wasser verbrauchen und zum Beispiel weniger duschen? "Wald und Acker würden wir wohl direkt damit nicht helfen", sagt Hans Jürgen Hahn, Grundwasserökologe an der Universität Koblenz Landau. Indirekt würden wir damit aber den Grundwasserverbrauch senken. Das hilft den Grundwasserständen, die dann höher bleiben, was wiederum gut für Gewässer und vom Grundwasser abhängige Feuchtgebiete ist.
Denn das, was definitiv fehlt, ist Niederschlag. Da, wo deutlich weniger Regen als üblich oder gar keiner fällt, handelt es sich um eine Dürre. Das sind kurzfristige Trockenheiten, sagt Hans Jürgen Hahn, die auch über einen längeren Zeitraum, beispielsweise über zwei oder drei Jahre, anhalten können.
Dürren werden häufiger und länger anhaltend
Diese Trockenheitsprobleme werden durch den Klimawandel zunehmend verschärft, erklärt der Grundwasserökologe. In den Klimamodellen lässt sich erkennen, dass Dürren häufiger und länger auftreten werden.
"Alle Prognosen laufen darauf hinaus, dass wir immer häufiger und immer längere Dürren bekommen werden als Folge des Klimawandels."
Aber der Boden hat außer Wassermangel noch andere Probleme. Durch die intensive Landwirtschaft, aber auch durch Berg- und Siedlungsbau leidet die Qualität der Böden.
Die Verdichtung der Böden ist schlecht für die Bodenstruktur, sodass Böden weniger Wasser aufnehmen und speichern können, erklärt der Grundwasserökologe. Aber auch der Humus, die Voraussetzung für Bodenfruchtbarkeit, muss aufgebessert werden, fordert er.
Entsiegelung und Schwammstädte
Der Siedlungsbau, also mehr Häuser und Straßen in die Landschaft zu bauen, verschärft diese Probleme weiter. Helfen können Konzepte wie die Schwammstadt, indem durch Entsiegelung von Flächen wieder mehr Regenwasser versickern kann oder mit Zisternen Regenwasser aufgefangen wird, schlägt Hans Jürgen Hahn vor.
Außerdem können wir uns kritisch fragen: Brauche ich einen eigenen Swimmingpool, für den ich viel Wasser benötige? Muss ich wirklich so häufig meinen Garten gießen? Kann ich ein Brauchwasser-Trennsystem einrichten oder eine Zisterne für Gießwasser aufstellen?
Land- und Forstwirtschaft an Klimawandel anpassen
Für die Landwirtschaft stellt sich langfristig die Frage, wie sie sich auf den Klimawandel und die zunehmenden Dürren einstellen kann. Stichwort Klimaanpassungen: Wie können die Anbaumethoden verändert werden? Welche trockenheitsresistenten Pflanzen können angebaut werden? Wie kann Wasser sparend eingesetzt werden?
"Wo Beregnung eingesetzt wird, wird sie in der Regel extensiv eingesetzt, weil das Wasser relativ wenig kostet."
Noch werde Wasser bei der Beregnung, also die Bewässerung von Pflanzen, höchst ineffizient und nicht nachhaltig genutzt, sagt der Grundwasserökologe. Er sieht hier noch viel Verbesserungspotenzial. Es könnte modernere Technik eingesetzt werden, um den Bedarf zu reduzieren. Tagsüber zu wässern sei "ökologischer und ökonomischer Irrsinn".
Doch bislang kostet Wasser für Landwirte "fast gar nichts oder gar nichts, wenn es aus Grundwasser gewonnen wird", sagt Hans Jürgen Hahn. Dabei sei Wasser ein entscheidender Wirtschaftsfaktor, der eingepreist werden müsse. Zum Beispiel könnten Landwirte einen "Wasserpfennig" für das genutzte Wasser abgeben. Die Bundesländer haben Regelungen für ein Wasserentnahmeentgelt getroffen, kurz Wasserpfennig. Mit diesem Entgelt soll beispielsweise der Gewässerschutz finanziert werden.
Wird dagegen aus Oberflächenwasser, also Flüssen oder Seen, Wasser entnommen, was bei Beregnungsverbänden oft der Fall sei, dann müsse dafür eine Abgabe gezahlt werden, sagt Hans Jürgen Hahn.
Wasserversorgung sichern
Was die Trinkwasserversorgung angeht, ist diese durch die Dürre noch nicht betroffen, sagt der Grundwasserökologe. Noch seien ausreichend Grundwasservorräte vorhanden, aus denen unser Trinkwasser gewonnen wird. Langfristig müssten wir aber umdenken, meint Hans Jürgen Hahn, um die Versorgung auch für die Zukunft sicher zu machen.
"Die Kunst ist es, das Wasser in der Fläche zurückzuhalten."
Wichtig sei, in Zukunft dafür zu sorgen, dass weniger Wasser aus der Fläche ablaufe, sondern der Regen im Boden versickern könne. Auch für den Wald gibt es Bestrebungen, dafür zu sorgen, dass dort mehr Wasser zurückgehalten werde, sagt Hans Jürgen Hahn. Gleichzeitig müsste auch im Wald Baumarten angepflanzt werden, die besser mit Dürreperioden zurechtkommen.