Ausgerechnet Stoffe aus Plastik könnten eine umweltfreundliche Alternative zu Baumwolle und Co sein, sagen Forschende aus den USA.
Auch wenn man eigentlich das Gegenteil annehmen könnte: Textilien wie Baumwolle haben keinen guten ökologischen Fußabdruck. Von der Stoffproduktion bis hin zur Wiederverwertung von alten T-Shirts, Jeans oder Outdoorjacken sieht die Umweltbilanz ziemlich schlecht aus.
Kleidung aus Polyethylen (PE) könnte eine Alternative sein, deren Bilanz viel besser ist, sagt eine Forscherin vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston. Polyethylen ist der Kunststoff aus dem beispielsweise Plastiktüten oder Frischhalte-Folie hergestellt wird.
Das wirft allerdings die Frage auf, ob dadurch nicht noch mehr Plastik produziert wird als ohnehin schon.
"Der Fußabdruck ist auch kleiner als bei anderen Kunstfasern wie Nylon oder Polyester."
Das Forschungsteam entwickelt zurzeit Fasern, aus denen sich Stoffe umweltfreundlicher hestellen lassen, als zum Beispiel Baumwolle.
Auf einem Nachhaltigkeitsindex von 0 bis 100 liegt Baumwolle bei etwa 70, Polyethylen hingegen nicht mal bei 5. Damit ist der ökologische Fußabdruck dieses Kunststoffs sogar kleiner als von anderen Kunstfasern wie Nylon oder Polyester.
Wird dann bei der Herstellung von Stoffen auch noch Recycling-Plastik verwendet, dann würde dieser Index sich sogar unter null befinden, das heißt, in den negativen Bereich rutschen.
Ungewohnte Vorstellung: Plastik auf der Haut
Die Vorstellung Plastik am Körper zu tragen, fühlt sich nicht besonders angenehm an. Der Gedanke, dass man mehr schwitzen könnte, liegt nahe. Allerdings sagt das US-amerikanische Forschungsteam, dass man den Polyethylen-Stoff so herstellen könnte, dass er Feuchtigkeit von innen nach außen abtransportieren kann.
Das Vorteilhafte an diesem Material: Die Feuchtigkeit verdunstet an der Oberfläche dann sogar recht schnell. Schneller als bei anderen Kunstfasern und noch viel besser als bei Baumwolle oder Leinen. Denn bei den zuletzt genannten Materialien hat man das Problem, dass die Feuchtigkeit zwar aufgenommen wird, aber dann nicht verdunstet.
Gerade für heiße Temperaturen könnte sich so ein PE-Stoff gut eignen: Denn wenn auf der Oberfläche des Stoffes Wasser verdunstet, könnte das einen kühlenden Effekt haben.
Polyethylen lässt sich schlecht einfärben
Bisher gab es das Problem, dass sich Polyethylen wegen seiner glatten Struktur schlecht einfärben ließ. Dafür haben die Forschenden eine Lösung gefunden: Sie mischen die Farben schon während der Herstellung der Fasern dazu, statt den Stoff nachträglich einzufärben. Es hat sich auch gezeigt, dass das gut funktioniert. Und es ist auch umweltfreundlicher, weil dadurch weniger Wasser als beim konventionellen Färben verbraucht wird.
Ein weiterer Vorteil dieses Kunststoffs: Wo keine Farbe haften bleibt, da haben auch Flecken keine Chance. Verschmutzungen kann man also ganz leicht mit kaltem Leitungswasser abwaschen.
Aus Polyethylen ließe sich zum Beispiel Kleidung für Sportler und Sportlerinnen oder das Militär herstellen. Auch für Raumanzüge wäre dieser Kunststoff geeignet, weil Polyethylen Röntgenstrahlung aus dem Weltraum abhalten kann. Bisher gibt es ein paar Stoffproben im Labor – bis zur Textilproduktion ist es noch ein weiter Weg. Es müssten auch noch weitere Tests gemacht werden, beispielsweise, um herauszufinden, wie haltbar diese Kunstfaser ist, bevor man überhaupt darüber nachdenken kann, sie einzusetzen.