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Josephine will Cellistin werden, im Orchester spielen und, wenn alles gut läuft, eine Solokarriere starten. Dafür übt sie, seit sie drei Jahre alt ist. Und es läuft gut. Mit 26 hat sie an der renommierten University of Bloomington in den USA ihren Master abgeschlossen und eine Stelle als Akademistin an der Frankfurter Oper bekommen.

Josephine freut sich, dass sie bald in Frankfurt durchstarten wird.

"Ich liebe dieses Orchester, weil ich das schon in meinem ersten Semester kennengelernt habe. Ich war dort in meiner ersten Studienwoche in einer Vorstellung und bin tränenüberströmt, sehr kathartisch, aus diesem Opernhaus wieder herausgekommen."
Josephines Weg verläuft geradlinig

Der Unfall verändert Josephines Leben

Bevor es in Frankfurt losgeht, verbringt Josephine noch etwas Zeit in Berlin. Am 5. Juni 2021 genießt sie zusammen mit zwei Freunden den Sonnenuntergang auf einer Dachterrasse. Sie haben dort zwei Hängematten mit ein paar Metern Abstand an Schornsteinen befestigt. In der einen sitzt Josephine mit ihrem besten Freund, in der anderen der Gastgeber.

Als das Gespräch zwischen den dreien wegen des Abstands etwas mühselig wird, kommt auch der Gastgeber rüber und setzt sich zu den beiden in die Hängematte. Plötzlich spürt Josephine, wie sie nach unten sacken, ihre beiden Freunde kippen nach vorne und fallen aus der Hängematte raus. In dem Moment gibt der linke Schornstein nach und fällt im ganzen Stück auf Josephines Oberkörper.

"Ich habe ganz schnell ganz viel Blut an meinem Hinterkopf gespürt. Das größere Problem war, dass ich nicht atmen konnte. Das allgemeine durchströmende Gefühl war einfach brennender, heißer Schmerz, der einfach nicht auszuhalten war."
Josephine spürt sofort, dass der Unfall heftige Folgen hat

Josephine kommt auf die Intensivstation

Josephine liegt mit dem Oberkörper unter einem etwa 800 Kilo schweren Turm aus Ziegelsteinen und bekommt keine Luft mehr. Ihre Freunde schaffen es irgendwie, den Schornstein von ihr herunterzuheben. Sie kommt auf die Intensivstation. Am nächsten Tag erfährt sie, dass ihr Brustbein und ihr Schlüsselbein gebrochen sind, dass ihre Wirbelsäule stark beschädigt wurde und dass sie eine Fraktur im linken Schulterblatt hat. Josephine hat zwei Fragen:

"Ob ich irgendwann in meinem Leben Kinder bekommen könnte?"
Jospehines erste Frage an die Ärzt*innen

Was wird aus Josephines Karriere als Cellistin?

"Kann ich noch mal Cello spielen?"
Jospehines zweite Frage an die Ärzt*innen

Josephine wird mehrmals operiert, sie kommt in Reha und macht verschiedene Therapien. Es dauert ein Jahr, bis sie wieder zum Cello zurückfindet und ihren Job an der Frankfurter Oper, auf den sie sich vor dem Unfall so sehr gefreut hat. Doch beim Spielen hat sie unerträgliche Schmerzen.

"Wie viel Schmerz möchte ich generell in meinem Leben ertragen? Insbesondere für die Kunst, für die Musik?"
Josephine stellt sich die entscheidende Frage

Josephine, die seit ihrem dritten Lebensjahr für den Beruf als Cellistin vorbereitet worden ist, steht plötzlich vor der Frage: Will sie um jeden Preis eine Karriere als Cellistin machen und die damit verbundenen Qualen aushalten?

Die ganze Geschichte hört ihr hier oder im Podcast.

Wir erzählen Eure Geschichten

Habt ihr etwas erlebt, was unbedingt erzählt werden sollte? Dann schreibt uns! Storys für die Einhundert sollten eine spannende Protagonistin oder einen spannenden Protagonisten, Wendepunkte sowie ein unvorhergesehenes Ende haben. Im besten Fall lernen wir dadurch etwas über uns und die Welt, in der wir leben.

Wir freuen uns über eure Mails an einhundert@deutschlandfunknova.de

Empfehlungen aus dem Beitrag:
  • CD: Klassik im Dialog - Josephines Einspielung der Rokoko-Variationen: Konzerthausorchester Berlin, Orchester des Musikgymnasiums ""Carl Philipp Emanuel Bach"" Berlin, Solisten: Marijn Seiffert (Violine), David Scherka (Kontrabass), Josephine Bastian (Violoncello)