Marlies Krämer hat genug. Sie will ihre Sparkasse verpflichten, nicht pauschal von "Kunden" und "Kontoinhabern" zu sprechen. Sie möchte als Kundin und Kontoinhaberin angesprochen werden. Mit ihrer Klage geht sie bis vor den Bundesgerichtshof in Karlsruhe.
Erst hat sich Marlies Krämer nur bei ihrer Sparkasse beschwert. Als die aber immer nur davon sprach, sich bemühen zu wollen, hatte sie keine Lust mehr: Sie hat beim Amtsgericht geklagt, dann beim Landgericht Saarbrücken. Das hat die Klage aber zurückgewiesen mit der Begründung: Das "generische Maskulinum" werde geschlechtsneutral verwendet. Und das sei schon seit 2000 Jahren so.
"Ich will nicht einfach mehr so stillhalten und alles so hinnehmen, wir leisten dafür zu viel, wir Frauen."
Marlies Krämer ist nun bis vor den Bundesgerichtshof in Karlsruhe gezogen. Und das mit 80 Jahren, so alt ist Marlies Krämer schon. Dass sie sich heute als Feministin bezeichnet, hat auch mit ihrem Vater zu tun. Anfang der Fünfzigerjahre wollte sie ihr Abitur machen, weil sie sehr gute Noten hatte und ein Stipendium bekommen sollte. Doch ihr Vater steckte sie in eine Ausbildung als Verkäuferin.
Dass sie sich aber als Feministin bezeichnet hat, dauerte noch etwas. Nach der Ausbildung hat sie geheiratet und vier Kinder bekommen. Und als das jüngste Kind zwei Jahre alt war, ist plötzlich ihr erster Mann gestorben. Marlies musste alles alleine regeln und auch das Geld verdienen. Und in der Situation ist ihr dann immer häufiger aufgefallen: Hey, ich bin doch die, die alles macht, ich bezahl doch alles, aber in der offiziellen Sprache komm' ich nicht vor.
Der Kampf für gendergerechte Sprache
Irgendwann musste sie einen neuen Pass beantragen und da sollte sie als Inhaber unterschreiben. Doch sie weigerte sich. In den 90er Jahren hat sie auch schon dafür gekämpft, dass beim Wetter die Hochs nicht Männernamen und die Tiefs Frauennamen tragen, sondern dass beides geht. Und damit war sie erfolgreich.
"Ich werde nicht aufhören zu kämpfen, bis diese sprachliche Gleichberechtigung vollzogen ist. Tucholsky hat schon gesagt: Die Sprache bestimmt das Denken. Und genauso ist das."
Studien zeigen, dass Marlies' Kritik berechtigt ist: Wenn wir nach unseren Lieblingsschauspielern gefragt werden, kommen uns Frauen häufig gar nicht in den Sinn. Und das gilt für ganz viele Felder, wo nur die männliche Form benutzt wird. Deshalb wird Marlies Krämer weiter kämpfen. Egal, wie das Urteil des BGHs ausfallen wird.
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