Bewerber haben geklagt, weil der hohe Numerus Clausus (NC) und die lange Wartezeit gegen die freie Berufswahl verstoßen würden. Das Bundesverfassungsgericht verhandelt, doch das eigentliche Problem wird dadurch nicht gelöst.
Wer in Deutschland Medizin studieren will, braucht entweder viel Zeit (7,5 Jahre Wartezeit), ein sehr gutes Abitur (NC 1,0) oder viel Geld (für die Privatuni). Die meisten, die sich für ein Medizinstudium interessieren, haben nichts davon.
Freie Berufswahl eingeschränkt
Deshalb haben zwei Bewerber mit der Begründung geklagt, diese Umstände würden der freien Berufswahl widersprechen. Denn de facto haben viele junge Menschen, die Arzt werden wollen, diese Freiheit nicht. Hinzu kommt, dass Abiturergebnisse von Bundesland zu Bundesland nicht direkt miteinander zu vergleichen sind. So erlangt man im Schnitt in Nordrhein-Westfalen einen besseren NC als etwa in Thüringen.
Das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen hatte schon ein Urteil gesprochen, nämlich dass die freie Berufswahl tatsächlich eingeschränkt ist. Allerdings hat das Gericht die ganze Sache an das Bundesverfassungsgericht weitergegeben, das heute (04.10.) verhandelt.
"Dass der NC komplett abgeschafft wird, ist wohl eher fraglich. Man muss auch erst mal gucken, was man überhaupt tun könnte. Individuelle Tests könnten eine Option sein."
Dass Bundesverfassungsgericht könnte zwar urteilen, dass die Auswahl von Medizinstudenten nach NC nicht rechtsmäßig ist, "das eigentliche Problem hätte man damit aber immer noch nicht gelöst", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Armin Himmelrath. Denn weiterhin gäbe es circa fünfmal so viele Bewerber wie Medizinstudienplätze. "Selbst, wenn das Auswahlverfahren gerechter gemacht würde, es gibt zu wenige Studienplätze für Medizin."
Dieses Problem wiederum kann kein Gericht lösen, sondern die Wissenschafts- und Bildungspolitik. Die verfolgt aber bisher die gegenteilige Strategie: Seit 1990 sind in Deutschland ein paar Tausend Studienplätze für Medizin abgebaut worden. "Das ist den Ländern, die das in der Regel finanzieren, einfach zu teuer", sagt Armin Himmelrath. Günstiger sei es da zum Beispiel, fertig ausgebildete Ärzte aus Ungarn und Rumänien anzuwerben.