Kira Kurz und Leon Schmalstieg haben ein Start-up gegründet. Um Pornos zu drehen! Die Idee der beiden Freiburger Studierenden: lebensnahe Sexfilme schaffen, die fair und feministisch sind. Ihr erster Porno ist gerade abgedreht.
Ein Plausch beim Klettern. So fängt alles an. Kira und Leon diskutieren über den Effekt von Mainstream-Pornografie, wie man sie überwiegend im Netz findet, und fragen sich zum Beispiel: Wie verändert Porno das Frauenbild männlicher Jugendlicher?
Aus diesem Gespräch entsteht die Idee, selbst Pornos zu produzieren. Andere Pornos. Erst lesen die beiden sich ein, knüpfen Kontakte in die Alternativporno-Szene, gründen schließlich das Start-up Feuerzeug und nehmen damit an einem Gründer-Förderprogramm teil. Das war Ende 2017.
Feministische Pornografie soll Identifikation ermöglichen
Mittlerweile ist der erste Porno schon abgedreht und geht bald in die Postproduktion. Die Story soll möglichst lebensnah sein, so dass die Zielgruppe sich damit identifizieren kann: Zwei Menschen lernen sich beim Trampen kennen, mögen sich, haben Sex. So weit, so einfach. Aber Kiras und Leons Porno ist anders als die meisten Mainstream-Filme, sagen sie. Und das nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera.
"Das ist eine der größten Maximen für uns, dass die Darsteller an dem Prozess beteiligt sind und dass sie sich auch zu jeder Zeit wohlfühlen."
Damit ihre Filme lebensnah, fair und feministisch sind, haben die Kira und Leon sich eine Reihe von Regeln gesetzt. Zum Beispiel:
- Auch Frauen sind an der Produktion beteiligt.
- Es gibt klare Verträge und faire Löhne.
- Männer und Frauen werden gleich entlohnt.
- Die Sexszenen sind nicht durchs Drehbuch vorgegeben.
- Herabwürdigende Darstellungen sind nicht erlaubt.
- Es wird eine Vielfalt von Sexualitäten und Körperbildern gezeigt.
- Sex ist immer Safer Sex.
- Sex ist immer einvernehmlicher Sex.
- Darsteller und Darstellerinnen haben Mitspracherecht bei Buch und Schnitt.
Solche Regeln sind typisch für feministische und andere alternative Pornografie. Leon und Kira sind nämlich nicht alleine mit ihrer Idee. In den letzten Jahren hat sich bereits eine kleine Alternativporno-Szene in Deutschland und in anderen Ländern gebildet.
In fünf Jahren, wenn Kira und Leon mit ihrem Studium fertig sind, soll das Unternehmen sich tragen. Noch aber sind sie auf ehrenamtliche Arbeit und Hilfe von Unterstützern angewiesen. Wenn der Film geschnitten und von den Darstellern freigegeben ist, soll er erst mal übers Internet vertrieben werden. 3 bis 4 Euro wird er dann kosten.
"Der Markt ist auf jeden Fall da."
Warum aber sollten Leute Geld für Porno ausgeben, wenn es doch so viel davon kostenlos im Netz gibt? Kira ist sich sicher, dass es einen Markt für ihre Filme gibt: "Je mehr Leute sich mit dem Thema Pornografie und den Produktionsbedingungen und Auswirkungen auseinandersetzen, desto mehr sind die Leute auch bereit, für ein Produkt, von dem sie wissen, wie es produziert wurde und was der Hintergrund ist, zu zahlen."
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