Wochenlang waren die Kinos geschlossen. Auch jetzt werden die Kinosäle längst nicht voll, Blockbuster werden verschoben. Wie lange können die Kinos noch durchhalten?
Vor allem die großen Kinos sind auf echte Kracherfilme angewiesen. Filme, die ein Millionenpublikum anziehen, die Fans sich mehrere Male anschauen. Blockbuster eben wie der nächste James-Bond-Streifen, der nächste "The Fast and the Furious" oder auch der Science-Fiction-Film "Dune"
James Bond fehlt
All diese Blockbuster haben etwas gemeinsam: Sie sind verschoben worden und laufen später als geplant in den Kinos an. Die Enttäuschung in der Filmbranche ist groß: "Viele Kinos hatten natürlich darauf gehofft, zum Herbst hin einen Hollywood-Streifen zeigen zu können, der viele Zuschauerinnen und Zuschauer angezogen hätte", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Rahel Klein. "Allein mit so einem Bond-Film hätte man in normalen Zeiten locker mal fünf Millionen Tickets verkaufen können."
Ticketverkäufe hätten die Kinos bitter nötig. Durch die Corona-Maßnahmen und die Zugangsbeschränkungen sind im ersten Halbjahr 2020 die Verkäufe um knapp 52 Prozent zurückgegangen. Das hat die Filmförderungsanstalt FFA bekannt gegeben. Aktuell liegen die Einbrüche laut dem Hauptverband Deutscher Kinotheater, HDF, bei etwa 60 Prozent.
"Also im Moment muss man ehrlich gestehen, rentiert es sich überhaupt nicht. Wir schaffen mit den Abstandsregeln eine Auslastung von 25 Prozent. Das deckt nicht die Kosten."
Dass die Kinos nicht voll werden, liegt derzeit an den Abstandsregeln: Je nach Bundesland müssen ganze Sitzreihen leer bleiben, viel weniger Publikum passt so in die Säle. "Im Moment muss man ehrlich gestehen, rentiert es sich überhaupt nicht", sagt Christine Berg vom HDF. Wegen der Abstandsregeln erreichen die Kinos eine Auslastung von 25 Prozent. Das sei nicht kostendeckend.
Der Verband wirbt in den Bundesländern bei der Politik für andere Hygienekonzepte. Das Argument: Wir müssen mehr Leute in die Kinos lassen dürfen, wir müssen unsere Kosten wieder ansatzweise decken können.
Kinobranche will Lockerungen der Corona-Maßnahmen
Dabei bezieht sich der HDF auf eine Untersuchung der TU Berlin, wonach die Aerosolbelastung in Kinosälen meistens tendenziell eher niedrig sei - sogar geringer als zum Beispiel im Büro. Das liegt daran, dass die Decken im Kino hoch sind, es gute Belüftungsanlagen gibt und die Besucherinnen wenig reden und nur nach vorne zur Leindwand gucken.
Die Frage ist aber auch: Wollen die Menschen überhaupt ins Kino?
Viele große Publikumsmagneten aus Hollywood fehlen gerade. Die Kinobranche schaut deswegen mehr auf den deutschen und europäischen Markt. "Es wäre natürlich großartig, wenn wir es schaffen würden, den Marktanteil des deutschen Films, tatsächlich zu erhöhen", sagt Christine Berg. "Damit wäre nicht nur den Kinos geholfen, sondern der gesamten Filmbranche."
"Wir stehen tatsächlich am Abgrund."
Gute Filme aus Europa ändern aber nichts an der geringen Auslastung der Kinos. Zwar gebe es auch viele Fördermaßnahmen von Bund, Ländern und Institutionen, so Christine Berg, aber das sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein. In den nächsten zwei Monaten müsse etwas passieren: "Wir stehen tatsächlich am Abgrund." Es sei nur eine Frage der Zeit, bis mehr Kinos schließen müssten, die nächsten Monate seien entscheidend.