In den USA, wo ja in einigen Bundesstaaten Cannabis legal ist, wurde jetzt ein Kifferknigge veröffentlicht. Aber mal ehrlich: Brauchen wir wirklich Benimmregeln fürs Kiffen?
"Higher Etiquette" heißt das Werk mit Benimmregeln für die gepflegte Runde unter Cannabis-Konsumenten. Geschrieben hat das Buch Lizzie Post. Sie ist die Enkelin von Emily Post, die in den 1920ern die nordamerikanische Version des deutschen Knigge geschrieben hat. Im Gegensatz zu Deutschland ist in den USA in einigen Bundesstaaten Kiffen legal.
In Deutschland ist Kiffen zwar nicht ausdrücklich verboten, aber Erwerb, Anbau und Einfuhr stehen unter Strafe. Trotzdem gibt es natürlich auch hier Freunde des Cannabis-Konsums. Und unter denen gilt zum Beispiel die Regel: "Wer baut, der haut", also, wer den Joint gebaut hat, der oder die darf ihn auch anzünden und als erstes ziehen. Im Prinzip steht es auch genau so im Kifferknigge. Ausnahme: Der Geburtstag. Da empfiehlt Lizzie Post, den Joint zunächst dem Geburtstagskind anzubieten.
"Das ist bei Joints so, weil man davon ausgeht, dass wer den Joint gebaut hat auch weiß, wie man ihn am besten anzündet, damit er gut brennt."
Im Kifferknigge widmet sich Lizzie Post aber auch Themen wie Kiffen, wenn man krank ist oder Papier anfeuchten, ohne es anzusabbern. Da geht es auch ein bisschen um Hygiene. Und sie empfiehlt zum Beispiel, statt den Klebestreifen mit der Zunge anzulecken lieber ein Schälchen mit Wasser und ein Wattestäbchen zu benutzen. Oder im Falle einer kreisenden Bong das Mundstück kurz mit dem Feuerzeug zu erhitzen, um Viren und Bakterien abzutöten. Georg Wurth vom Deutschen Hanfverband, der sich für die Legalisierung von Cannabis als Genussmittel einsetzt, hält von dem Kifferknigge allerdings nicht allzu viel.
"Ich hab jetzt noch nicht großartig von Fällen gehört, wo Leute vom Joint rumgehen krank geworden wären."
Für Georg Wurth ist die Frage eher, wie empfindlich man ist und welche Hygienevorstellungen man hat. Er glaubt nicht, dass durch geteilte Mundstücke massenhaft Cannabis-Konsumenten krank werden. Auch Mundstücke vorher mit dem Feuerzeug zu desinfizieren, hält er grundsätzlich für unnötig.
Auch sonst steht Georg Wurth dem Kifferknigge eher skeptisch gegenüber. Er stellt sich die Frage, ob so ein Knigge ganz grundsätzlich noch zeitgemäß ist.
"Starre Regeln, wie man sich jetzt zu benehmen hat, das klingt ein bisschen nach 18. Jahrhundert oder 19. Jahrhundert vielleicht. Heutzutage hat doch jede Community eher ihre eigenen Regeln."
Für ihn ist wichtiger, ganz grundsätzlich Rücksicht aufeinander zu nehmen. Unter Kiffern, aber auch auf Menschen, die kein Cannabis konsumieren. Denn es gibt ja durchaus Leute, die zum Beispiel der Geruch stört. Und im Gegensatz zu den USA ist die rechtliche Situation in Deutschland sowieso eine andere.
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