Lastenräder und Handkarren statt großer Lieferwagen, alle Pakete gleichzeitig statt einzeln, vereinbarter Zeitpunkt statt langer Wartezeiten: Das Hochschulprojekt "Kiezboten" will die letzte Meile der Paketzustellung revolutionieren.
In manchen Gegenden kommen jeden Tag gleich mehrere Paketdienste und liefern zu unterschiedlichen Zeiten Pakete aus. Das kann mehrere Nachteile haben:
- viel Verkehr und parkende Fahrzeuge auf den Straßen
- Menschen, die viel zuhause sind und regelmäßig Pakete für die Nachbarn annehmen, müssen gleich mehrfach am Tag die Tür öffnen
- Paketdienste müssen in dünner besiedelten Gegenden teilweise für ein einziges Paket relativ weite Strecken fahren
- Je nach Größe der Zustellregion muss das Zustellfahrzeug ein großer Transporter sein
- Die Adressaten sind nicht immer zuhause, wenn ein Zustelldienst vorbei kommt
Um diese Probleme abzumildern, hat das Hochschul-Projekt "Kiezbote" jetzt im Berliner Stadtteil Charlottenburg-Wilmersdorf eine Testphase gestartet. Die Idee:
Die Online-Shops schicken die Pakete nicht direkt zu jemandem nach Hause, sondern zu einer Sammelstelle, die zum Beispiel für ein Stadtviertel zuständig ist. DHL, UPS, Hermes und Co. beliefern also diese Sammelstelle und nicht mehr die einzelnen Haushalte.
"Die wollen in diesem Berliner Stadtviertel mal ausprobieren, wie man die Lieferungen auf der letzten Meile umweltfreundlicher und rationeller gestalten könnte."
Die restlichen Meter – in der Logistik auch "die letzte Meile" genannt – übernehmen die Kiezboten – und zwar, wenn es sich anbietet, mit dem Lastenrad oder sogar dem Handkarren. Zurzeit verfolgen sie die Idee, dass in dem Zeitfenster geliefert wird, in dem die Adressatin auch tatsächlich zuhause ist. Ein Vorteil: Sie haben alle Pakete auf einmal dabei, egal, welcher Zustelldienst sie an die Sammelstelle geliefert hat.
Sollte das Konzept aufgehen, könnten einige der Schwächen des bisherigen Zustellkonzepts womöglich beseitigt werden. Der Grundkonflikt: Die Anforderungen an die letzte Meile, vor allem in Städten, sind andere als an den Transport vom Verteilzentrum in ein Stadtviertel. Diese beiden Strecken voneinander zu trennen, erscheint sinnvoll. Allerdings ist nicht sicher, ob ein solches Konzept auch wirtschaftlich erfolgreich sein kann.
Unterstützt von Hochschulen und Logistikunternehmen
Der Pilotversuch, der jetzt gestartet wurde, soll sechs Monate dauern. Er findet im Rahmen eines Forschungsprojekts statt und wird unterstützt von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin und von Unternehmen aus den Bereichen Online-Shopping und Logistik.
Auch DHL, DPD, GLS, Hermes und UPS haben schon die Auslieferung mit Lastenfahrrädern ausprobiert. DHL hat elektrisch betriebene Klein-Transporter in Betrieb.