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Künstliche Intelligenz wird uns privat wie beruflich immer stärker begleiten. Doch wird sie auch unsere Arbeitsplätze vernichten? Werden wir und unsere Berufe überflüssig? Antworten darauf gibt der Arbeitssoziologe Martin Krzywdzinski.

Der Unternehmer und Milliardär Elon Musk hat schon prophezeit: Künstliche Intelligenzsysteme ersetzen in einigen Jahren jeden Arbeitsplatz des Menschen.

"Wahrscheinlich wird keiner von uns einen Job haben."
Elon Musk auf der VivaTech 2024

Martin Krzywdzinski hält dagegen. Seiner Einschätzung nach stehen wir keineswegs vor einer Machtübernahme durch die KI. Viel eher werde sie uns bei unserer künftigen Arbeit assistieren, der Mensch werde weiterhin gebraucht – und das sogar in großem Umfang. Angesichts des Fachkräftemangels in Deutschland könnten viele Unternehmen schon jetzt keine Algorithmen implementieren, obwohl sie es wollen. Fast überall fehlt das Personal dafür.

Deutlich machen müsse man sich außerdem, dass KI im eigentlichen Wortsinne keineswegs intelligent ist.

"Die KI-Systeme schaffen nicht wirklich etwas Neues – in dem Sinne etwas, was kein Mensch jemals gesagt hat."
Martin Krzywdzinski, Arbeitssoziologe

Über ein Wissen, wie wir es haben, verfüge KI definitiv nicht. Es sei lediglich mit den Daten gefüttert, die wir eingegeben haben. Man dürfe ihr nicht blind vertrauen, sondern müsse lernen, sie zu verstehen und ständig zu korrigieren.

Die Grenzen mathematischer Algorithmen

Dies definiert laut Krzywdzinski die Grenzen mathematischer Algorithmen, selbst wenn diese in einem Betrieb bereits vorhanden sein sollten. Sie seien lediglich einsetzbar als Werkzeug, um Probleme aufzuzeigen und Lösungsvorschläge zu unterbreiten. Danach aber sei im laufenden Prozess die Fachfrau oder der Fachmann gefragt. So müsse man sich also bewusst machen, dass KI nicht nur ihre engen Grenzen habe, sondern auch systematisch Fehler produziere.

Und genau für diese Fehlerkorrektur und die eigentlichen Denkprozesse seien in Zukunft sehr viele Arbeitskräfte nötig. Allerdings würden sich Berufsbilder wandeln und ständig neue Qualifikationen erworben werden müssen.

"Die bisherigen Automatisierungswellen sagen uns, dass immer wieder auch neue Jobs entstehen."
Martin Krzywdzinski, Arbeitssoziologe

Schon jetzt sei das Hauptproblem, dass sich zu wenig Bewerberinnen und Bewerber in den Unternehmen melden – und nicht etwa, dass die Künstliche Intelligenz die Menschen verdränge.

Martin Krzywdzinski ist von Hause aus Arbeitssoziologe und Direktor am Weizenbaum-Institut in Berlin. Auf der 37. Berliner Sommeruni hat er am 9. September 2024 zum Thema "Künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt" gesprochen. Die Sommeruni wird in jedem Jahr von der Berliner Akademie für weiterbildende Studien veranstaltet, diesmal gemeinsam mit der Humboldt-Universität. Sie stand unter der Überschrift: "Künstliche Intelligenz und wie sich unsere Gesellschaft verändert".

Shownotes
Künstliche Intelligenz
KI in der Arbeitswelt: Begleiter, nicht Vernichter
vom 03. Oktober 2024
Moderation: 
Hans-Jürgen Bartsch
Vortragender: 
Martin Krzywdzinski, Direktor am Weizenbaum-Institut Berlin