Utz Dräger erlebt in Kenia Freundlichkeit und wunderschöne Natur. Der Preis dafür: Er muss in einer bewachten Wohnanlage leben, sieht ein Land voller Gegensätze - und kann seinen Beruf als Journalist nicht komplett frei ausüben.
DRadio-Wissen-Autor Utz Dräger lebt seit eineinhalb Jahren in Nairobi, Kenia. Mit seinem europäischen Gehalt gehört er dort zur Oberschicht. Er lebt in einer sogenannten Gated Community, einer speziell gesicherten Wohnsiedlung. Mit seinem Gehalt kann er sich das leisten, in Europa könnte er solch eine Wohnanlage wahrscheinlich nicht finanzieren. Da wäre es aber auch nicht nötig. Sicherheit ist in Nairobi ein großes Thema.
Kenias ist ein Land der Gegensätze. Arme Menschen, die in Slums leben und sich zu 800.000 Menschen 50 öffentliche Toiletten teilen. Die sind so teuer, dass sich viele deren Benutzung nicht leisten können. Sie benutzen dann Plastiktüten als Toilette.
"Ich schmeiße die vollgemachte Plastiktüte rüber zu meinem Nachbarn. Der macht natürlich das Gleiche und wirft seine Tüten wiederum vor meine Tür."
Wenn Utz Hilfe braucht, ruft er nicht die Polizei. Er hat kein Vertrauen in die Staatsgewalt. Seine Wohnanlage wird von einer privaten Sicherheitsfirma bewacht, die man mit einem Panic-Button in der Wohnung alarmieren kann. Utz ist einmal angehalten worden von der Polizei. Er hatte einen dabei, der sich auskennt, wie es in Kenia läuft. Die Polizei wollte umgerechnet 80 Euro haben, angeblich wegen zu schnellen Fahrens. Am Ende der Verhandlungen haben die Autoinsassen zehn bezahlt.
Utz hat auch die schönen Seiten Kenias kennengelernt, die freundlichen Menschen und die wunderschöne Natur. Er weiß inzwischen aber auch, was er an Europa hat: Da kann man nachts um vier in der Innenstadt Döner essen ohne Angst vor Überfällen zu haben. Und in der Regel hat hier jeder seine Rechte. Außerdem kann Utz seiner Arbeit als Journalist ungehindert nachgehen.
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