Sie sind überall: Mikroorganismen wie Bakterien oder Pilze finden sich in unserer Küche, in unserem Bett, auf unserer Haut: Mikrobiologe und Hygiene-Experte Dirk Bockmühl erklärt, ob das schlimm ist und wie wir Infektionen vermeiden.

Die meisten Mikroorganismen in unserem Alltag sind eher harmlos und manchmal sogar nützlich – zum Beispiel die Bakterien auf unserer Haut, erklärt Mikrobiologe und Hygieniker Dirk Bockmühl. Er ist Professor an der Hochschule Rhein-Waal und hat das Buch "Keim daheim" geschrieben. Es gibt aber auch Bakterien, die uns schaden können. In der Küche können wir diese Keime auf rohen, tierischen Lebensmitteln finden.

"Das meiste, was wir an Mikroorganismen so täglich sehen, das ist in der Tat eher harmlos. Aber, muss man sagen: Es gibt natürlich auch ein paar, die uns wirklich schaden."

Gezielt Putzen hilft

Damit diese schädlichen Mikroorganismen uns nicht krank machen, sei es sinnvoll, an den richtigen Stellen zu putzen – schädliche Mikroorganismen sind zum Beispiel Salmonellen. Ebenfalls wichtig sei, die Hände regelmäßig zu waschen. Denn Hände fungieren als Transportmittel für Keime und Viren, gerade in der Grippesaison.

"In den meisten Fällen muss man sich da wenig Sorgen machen, wenn man normal putzt. Also mit normalen Reinigungsmitteln, auf die Weise, wie man das eigentlich gelernt hat."

Ein guter Grundsatz ist, gezielt zu putzen, sagt Dirk Bockmühl. Gerade beim Desinfizieren sei ein Rundumschlag beispielsweise nicht immer das Beste. Problematisch wäre eher, dass wir manchmal an der falschen Stelle putzen. 

"Eher mal gezielt das Spray einsetzen. Dann hilft das mehr, als wenn ich alles desinfiziere, was sicherlich auch nicht gut ist."

Richtig Putzen in der Wohnung

Dabei hilft zu wissen, dass Bakterien Gangs bilden, erklärt Dirk Bockmühl. Sie sind nicht alleine unterwegs sondern rotten sich zu Gruppen zusammen.

"Man stellt sich ja immer so vor: 'Da schwimmt so eine Bakterienzelle irgendwo rum'. Das ist eigentlich nicht der Fall. Sondern Bakterien bilden Gangs."

Die Bakterien-Gruppen setzen sich an Oberflächen und umgeben sich mit einer Schleimschicht – diese Schleimschicht soll sie schützen. Schleimschicht und Bakterien ergeben gemeinsam einen Biofilm: Biofilme dieser Art finden sich oft in Wassersystemen – in unserer Wohnung kann das der Abfluss sein oder die Spülmaschine.

Wenn wir also unsere Zimmer in der Wohnung durchgehen, gibt es ein paar nützliche Tipps, die Dirk Bockmühl uns mitgeben kann. Die Küche ist hier etwas wichtiger als der Rest, da dort mit rohen und tierischen Lebensmitteln hantiert wird.

  • Küche
    Rohes Fleisch, zum Beispiel Hühnchen, nicht mit anderen Lebensmitteln in Berührung kommen lassen. Am besten alle Gegenstände, die mit rohem Fleisch in Kontakt waren, heiß und ordentlich abwaschen. Spülmaschine nutzen, wenn möglich. 
  • Bad
    Das Bad ist gar nicht so kritisch. Ein Lappen kann auch mehrmals zum Putzen genutzt werden, wenn er ordentlich getrocknet und gewaschen wird. Besonders vorsichtig sollten wir sein, wenn eine Person im Haushalt ansteckend ist und Durchfall oder ähnliches hat. 
  • Wohnzimmer
    Falls Teppich verlegt wurde, muss das nicht kritisch sein – solange wir den Teppich nicht gerade abschlecken. Teppiche können allerdings wegen der Milben, die in ihnen sitzen, für Allergiker problematisch sein. 
  • Schlafzimmer
    Auch hier sind im Regelfall eher die Milben das Problem – nicht die Keime. Hier sollte das Bett ordentlich ausgelüftet werden. Milben und Keime mögen es warm und feucht. Durch das Lüften wird es trocken und ungemütlich für sie. 

Sinnvoll ist, für die verschiedenen Räume verschiedene Lappen zu nutzen, sagt Dirk Bockmühl. Und nicht vergessen: Die Lappen sollten ordentlich trocknen und sorgfältig gewaschen werden. 

Keime an unserem Körper helfen uns

Nun wissen wir, wie wir unsere Wohnung sauber halten, aber was ist mit uns? Je mehr wir schwitzen, desto besser vermehren sich auch die Bakterien auf unserer Haut. Dennoch ist das Gleichgewicht auf der Haut relativ stabil, erklärt Dirk Bockmühl. Mit unserer konstanten Hauttemperatur halten wir auch das Wachstum der Bakterien in Grenzen. Trotzdem kann es bei extremer Hitze in diesem Zusammenhang nicht schaden, öfter als sonst zu duschen - und wenn es nur gut dafür ist, um Dreck oder Schweiß abzuwaschen. 

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Shownotes
Keime im Alltag
Gezielte Hygiene ist besser als Rundumschlag
vom 07. August 2018
Moderatorin: 
Tina Kießling
Gesprächspartner: 
Dirk Bockmühl, Hygiene-Experte und Mikrobiologe, Professor an der Hochschule Rhein-Waal