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Schon kurz nach dem Tod von Papst Franziskus startet die Diskussion um seinen Nachfolger. Wird es ein liberaler Papst oder ein erzkonservativer Hardliner? Darüber macht sich auch Mara Gedanken. Im Konklave könnte schon bald ein Machtkampf starten.

Er war ein Papst, der anders auftrat und anders wahrgenommen werden wollte: bescheidener, ohne Gold, ohne die traditionellen Papstschuhe. Ein Papst, der seine Aktentasche selbst trug, der "normal" sein wollte.

Am Ostermontag ist Papst Franziskus an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben. Am Tag zuvor hatte er noch den traditionellen Ostersegen "Urbi et Orbi" gespendet. Es war sein letzter öffentlicher Auftritt.

Dank Franziskus könne anders über queere Menschen gesprochen werden

Auch Mara Klein hat das mitverfolgt. Mara arbeitet am Institut für Christliche Sozialwissenschaften an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster. Mara engagiert sich außerdem bei der Reformbewegung Synodaler Weg, dort ist sie Vizepräsident*in des Synodalen Ausschusses, und aktiv in queeren katholischen Gemeinschaften wie OutInChurch.

Mara Klein bei einer Versammlung des Synodalen Wegs
© Synodaler Weg | Maximilian von Lachner
Mara Klein engagiert sich beim Synodalen Weg, einem Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland.

Maras Urteil über Papst Franziskus ist ambivalent. In Bezug auf Queerness und Geschlechtergerechtigkeit habe er etwas bewegt, vor allem auf der Ebene der Seelsorge. Queere Menschen hatten etwa Audienzen bei ihm. "Das hat die Art und Weise geändert, wie über queere Menschen gesprochen werden kann. Das ist nicht zu unterschätzen", findet sie.

Aber gleichzeitig hat er auf kirchenrechtlicher Ebene nichts verändert, kritisiert Mara, "ich würde sogar sagen eher noch zementiert – was aus meiner Sicht dringend der Überholung bedürfte."

Hoffnung auf den nächsten Papst

Auf die kommende Papstwahl blickt Mara mit Spannung. Sie sieht drei Optionen: Entweder es kommt ein moderater Papst wie Franziskus, oder ein konservativerer Papst, der auf der Linie der Lehre bleibt und die Situation für queere Menschen verschärft, oder ein liberalerer Papst, der Franziskus‘ Linie in der Seelsorge aufgreift und auch in die Lehre überträgt.

"Sehr viele queere Menschen wären potenziell existenziell davon betroffen, wenn der Vatikan sich trans- oder queerfeindlicher äußert, als er es aktuell tut."
Mara Klein

Ein konservativerer Papst hätte Folgen für Mara, vor allem beruflich. Dann könne Mara mit dem Thema Queerness wohl nicht in der Theologie bleiben. Aber auch auf alle anderen queeren Menschen: "Sehr viele queere Menschen wären potenziell existenziell davon betroffen, wenn der Vatikan sich trans- oder queerfeindlicher äußert, als er es aktuell tut."

Papst Franziskus: Neuer Ton aber keine Veränderung

Das ambivalente Urteilt über Papst Franziskus von Mara teilt auch Christiane Florin, Leiterin der Deutschlandfunk-Redaktion Kultur aktuell. Sie war davor lange Religionsredakteurin Deutschlandfunk.

Mit dem bescheidenen und nahbaren Auftreten habe Franziskus einen anderen Ton gesetzt, auch durch seinen Einsatz für Geflüchtete. "An der Diskriminierung von Frauen und queeren Menschen hat er aber nichts verändert", sagt sie.

Weißer Rauch steigt aus der Sixtinischen Kapelle auf
© picture alliance / dpa | Michael Kappeler (Archivfoto von 2013)
Weißer Rauch heißt: Ein neuer Papst wurde gewählt.

Nach dem Tod des Papstes steht nun die Neuwahl an. Im Konklave versammeln sich aktuell 135 wahlberechtigte Kardinäle, darunter drei deutsche. Sie ziehen sich in die Sixtinische Kapelle zurück und geben geheim ihre Stimme ab – solange, bis es eine Mehrheit gibt. Dann steigt weißer Rauch auf.

Der Hollywoodfilm "Konklave" suggeriert, dass dort Machtkämpfe ausgefochten und Intrigen gesponnen werden. Doch ist das realistisch? "Nach meiner Erfahrung übertrifft die Wirklichkeit in der römisch-katholischen Kirche oft das, was sich Filmemacherinnen oder Journalisten vorstellen", sagt Christiane Florin.

Machtkämpfe im Konklave

"Selbstverständlich gibt es diese Machtkämpfe", ergänzt sie. Der Papst mit seiner enormen Machtfülle könne alles entscheiden. Auch wenn bei uns der Einfluss der Kirche zurückgeht: Hier gehe es um Macht und Kursbestimmung.

"Europa hat eine geringere Bedeutung im Konklave."
Christiane Florin, Leiterin der Deutschlandfunk-Redaktion Kultur aktuell

Papst Franziskus hat viele Kardinäle aus dem Globalen Süden ernannt. Es wird deshalb davon ausgegangen, dass die Wahl schwierig wird, der Ausgang ist offen. Südsudan, Tansania, Malaysia, Japan, Chile – diese Länder waren bislang wenig vertreten.

"Europa hat eine geringere Bedeutung", fasst Christiane Florin zusammen. Was bedeutet das für die Papstwahl? Das sei schwer vorherzusagen, sagt sie, welches Lager sich durchsetzt, sei unsicher.

Mara bleibt es wichtig, sich zu organisieren, gerade bei einem konservativen Umschwung

Aber: "Ich sehe die Gefahr, dass die Kirche die Diskriminierungen verdoppelt, die es gibt bei Gender, Geschlecht und sexueller Orientierung", sagt Christiane Florin. Es sei möglich, dass der Vatikan diese Tendenzen, die es in vielen Ländern aktuell gibt, religiös verstärken wird.

Mara Klein stellt sich deshalb häufig die Frage, ob es ethisch verantwortlich ist, in der katholischen Kirche zu sein. Aber gerade falls es zu einem konservativen Umschwung kommen sollte, sei es ihr wichtig, sich zu organisieren: "Ich glaube, das würde meine Bereitschaft, laut zu sein, eher erhöhen."

"Ich wünsche mir einen nächsten Papst, der im Sinne Franziskus‘ den seelsorgerischen Ansatz weitergeht und daraus strukturelle Konsequenzen zieht."
Mara Klein

Doch Mara hat auch Hoffnung. Es sei ein gutes Zeichen, dass es auch liberale Kardinäle gibt. Mara hofft, dass der künftige Papst etwas ändert an den Strukturen, um Unterdrückung zu minimieren.

Das treffe Betroffene von sexueller Gewalt, Frauen, queere Menschen, aber auch indigene Völker. "Ich wünsche mir einen nächsten Papst, der im Sinne Franziskus‘ den seelsorgerischen Ansatz weitergeht und daraus strukturelle Konsequenzen zieht."

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Katholische Kirche
Mit neuem Papst wieder zwei Schritte zurück?
vom 22. April 2025
Moderation: 
Rahel Klein
Gesprächspartnerin: 
Christiane Florin, Leiterin der Deutschlandfunk-Redaktion Kultur aktuell, davor Redakteurin für Religion und Gesellschaft
Gesprächspartnerin: 
Mara Klein, Mitglied der Initiative OutInChurch und Mitglied im Synodalen Ausschuss