Was unsere Datenspuren verraten
Wenn wir Internetseiten aufrufen, online shoppen oder etwas posten, hinterlassen wir Spuren. Was wir online tun, wird registriert, verarbeitet und ausgewertet. Wie weit die Auswertung unserer persönlichen Daten geht, wollte Netzaktivistin Katharina Nocun herausfinden.
Wenn Facebook weiß, in wen ich verliebt bin und Netflix speichert, welche Sexszene ich mir zweimal angesehen habe - was macht das mit uns? Wollen wir das? Das sind Fragen, über die wir reden müssen, sagt die Netzaktivistin Katharina Nocun. Nicht nur theoretisch, sondern ganz praktisch.
"Ich glaube, wir müssen viel mehr darüber sprechen, ob uns solche Datenspuren überhaupt angenehm sind, und ob wir überhaupt wollen, dass so ein Profiling mit unseren Interessen möglich ist."
Ihr Vortrag ist der Bericht eines Selbstversuchs: Katharina Nocun wollte wissen, was mit all dem passiert, was sie online von sich preisgibt - wer welche von ihren Daten sammelt, und was daraus gemacht wird. Um das herauszufinden, hat die Netzaktivistin ganz bewusst Datenspuren gelegt: Mit der Bonuskarte im Supermarkt, beim Bestellen auf Amazon oder beim Binge-Watching auf Netflix. Dann hat sie die Unternehmen angeschrieben, und sie aufgefordert, ihr alle Daten, die über sie gespeichert sind, herauszugeben.
"Nutzt euer Auskunftsrecht, Artikel 15 DSGVO! Es ist super spannend, ihr bekommt sehr viel Post, und ihr findet sehr viel über euch heraus, was ihr niemals wissen wolltet."
Obwohl ihr das von Rechts wegen zusteht, hat es oft monatelang gedauert, bis die Unternehmen Katharina Nocuns Daten herausgerückt haben. Und manches Mal waren die Datensätze unvollständig. Aber die Mühe war es wert, sagt sie. Denn auch, wenn wir theoretisch alle wissen, dass sich aus den Daten, die wir hinterlassen, viel über uns herauslesen lässt - es sei etwas ganz anderes, auf einmal mit all diesen ganz konkreten persönlichen Informationen konfrontiert zu sein.
"Man muss sich überlegen, ob das Businessmodell, das Facebook hat - ich biete eine Dienstleistung an, und im Gegenzug durchleuchte ich die Leute relativ komplett - ob wir das überhaupt für kompatibel mit einer fortschrittlichen Demokratie halten."
Katharina Nocuns Vortrag hat den Titel "Die Daten, die ich rief. Wie wir unsere Freiheit verkaufen". Sie hat ihn am 13. Mai 2019 im Rahmen der Ringvorlesung "Internet und Privatheit" an der Technischen Universität Berlin gehalten.