Zusammenwohnen, an gemeinsamen Projekten arbeiten und viele Dinge des Alltags teilen, so macht es das Kanthaus – ein Wohnprojekt bei Leipzig. Wie ein so intensives Zusammenleben funktioniert, erzählt uns Bewohner Matthias.
Für manche Menschen klingt das Konzept des Kanthauses nach vorprogrammiertem Stress: Essen teilen, viel Zeit miteinander verbringen und vielleicht sogar im gleichen Raum schlafen. Das Wohnprojekt im sächsischen Wurzen möchte Nachhaltigkeit fördern und die Verschwendung von Ressourcen verhindern und das funktioniert meistens ohne WG-Streit, erzählt uns Matthias Larisch, der seit der Gründung 2017 im Kanthaus wohnt.
In zwei Häusern leben durchschnittlich acht bis fünfzehn Menschen zusammen, die sich den Wohnraum teilen: "Wir haben den Räumen verschiedene Zwecke zugeordnet: Büros, Badezimmer, Küche, Wohnzimmer und Ruheräume, in die wir uns auch mal verkriechen können."
"Wir teilen sehr viel miteinander, aber bei uns steht im Vordergrund, dass auf die Bedürfnisse der anderen Rücksicht genommen wird."
Schlafen können die Bewohnerinnen und Bewohner zusammen im großen Matratzenlager, wo abends auch mal ein Film geschaut wird, oder in den fünf einzelnen Zimmern. Es sei völlig in Ordnung, wenn Leute ihr eigenes Schlafzimmer haben wollen: "Es gibt Menschen, die haben die Präferenz allein zu schlafen und die können das auch nutzen."
Denn obwohl der Gemeinschaftsgedanke im Vordergrund stehe und das Teilen
ein großer Bestandteil des Konzepts ist, gebe es auch Grenzen. Zum Beispiel haben alle einen eigenen Computer und andere persönliche Besitztümer: "Es gibt einen Gemeinschaftskleiderschrank, aber keine Person wird schräg angeguckt, wenn sie eigene Kleidung trägt."
Ein Ziel des Kanthaus – Lebensmittelverschwendung verhindern
Das Zusammenleben im Kanthaus soll es in erster Linie möglich machen, dass Menschen sich sozialen und ökologischen Projekten widmen können. "Wenn du eine Idee hast, ist es auch einfach, Menschen im Haus zu finden, die sich dafür begeistern lassen und sie mit dir umsetzen." Dafür können zum Beispiel auch die zwei gut ausgestatteten Werkstätten genutzt werden.
"Hier gibt es eigentlich keinen Neid um Lebensmittel, denn die wenigsten sind gekauft."
In vielen WGs gibt es häufig Probleme, wenn es um den geteilten Kühlschrank und Sauberkeit geht. Um Lebensmittel würde sich im Kanthaus eigentlich nie gestritten, sagt Matthias, denn die meisten Produkte sind nicht für einen speziellen Anlass gekauft, sondern werden gerettet: "Einer unserer Hauptschwerpunkte ist die Lebensmittelverschwendung."
Und auch eine dreckige Küche oder ein klebriger Fußboden komme der Harmonie im Wohnprojekt selten dazwischen, denn jeden Donnerstag wird geputzt. In der "Powerhour" packen alle wöchentlich mit an und machen in zwei bis drei Stunden Arbeit das Haus sauber, auch mal mit Begleitprogramm: "Eine Person legt dazu Musik auf, die wir dann alle über Funkkopfhörer hören können."
"Wir sind zwischen 20 und 35 Jahr alt, weiße Menschen und mit hohem Bildungsstand. Wir wünschen uns, dass es hier vielfältiger wird."
Doch trotz guter Struktur und einer funktionierenden Gemeinschaft haben die Menschen im Kanthaus auch noch Wünsche für die Zukunft – sie wollen diverser werden. Aktuell seien die Menschen alle etwa gleich alt, seien weiß und würden einen hohen Bildungsstand haben. Das dürfe sich in der nächsten Zeit gern verändern, sagt Matthias.
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