• Deutschlandfunk App
  • ARD Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • Abonnieren

Die Tasse Kaffee oder Tee direkt am Morgen, Cola oder Mate am Nachmittag – koffeinhaltige Getränke gehören für viele von uns einfach dazu. Aber was macht der Konsum mit unserem Schlaf? Und wie können wir gut schlafen und trotzdem genießen?

Koffein ist das am meisten konsumierte Aufputschmittel. Es macht wacher, steigert die Aufmerksamkeit, verbessert auch die Stimmung – und wirkt schon nach ungefähr 15 bis 20 Minuten. Dahinter stecken verschiedene Prozesse im ganzen Körper. Unser Herz schlägt schneller, unser Darm und auch unsere Nieren werden angeregt und wir produzieren mehr Magensäure. Auch in unserem Gehirn wirkt Koffein. Es dockt an Adenosin-Rezeptoren an und verhindert damit, dass das Adenosin selbst seine müde machende Wirkung entfalten kann.

Was macht Koffein mit unserem Schlaf? 

Koffein bleibt lange im Körper und wird nur langsam abgebaut. Erst nach 5 Stunden ist rund die Hälfte des Koffeins, das wir zu uns genommen haben, wieder abgebaut. Das kann den Schlaf beeinflussen, sagt Schlafforscherin Dr. Christine Blume von der Uni Basel.

"Wenn man sich an den fünf Stunden orientiert, sollte man vielleicht so sechs bis acht Stunden vor dem Schlafengehen die letzte Tasse Kaffee oder Tee genießen."
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel 

Allerdings wirkt Koffein bei jedem Menschen unterschiedlich stark. Es gibt Menschen, die sind total unempfindlich und können den klassischen Espresso nach dem Essen genießen, ohne später Probleme mit dem Schlaf zu haben.

"Da verlängert sich die Zeit, die wir zum Einschlafen brauchen, wir liegen nachts öfter und länger wach und in Studien hat man teilweise auch gefunden, dass der Schlaf weniger tief war."
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel 

Bei anderen macht sich selbst eine kleine Tasse Kaffee am Nachmittag beim Einschlafen bemerkbar. Und es gibt Studien, die zeigen, dass der Schlaf auch weniger tief ist.

Warum reagieren manche Menschen empfindlicher auf Koffein als andere? 

Ein Grund dafür liegt im Gehirn. Die Adenosin-Rezeptoren unterscheiden sich von Mensch zu Mensch in ihrem Bauplan, erklärt Dr. Christine Blume. Je nach Bauplan reagieren Menschen mehr oder weniger stark auf Koffein und damit wird auch ihr Schlaf eben mehr oder weniger stark beeinträchtigt, erläutert die Schlafforscherin.

"Je nach Bauplan reagieren Menschen mehr oder weniger stark auf Koffein und damit wird auch ihr Schlaf eben mehr oder weniger stark beeinträchtigt."
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel 

Außerdem zeigt sich in Studien, dass der Körper sich durchaus daran gewöhnt, wenn wir regelmäßig Koffein zu uns nehmen. Trinken wir also täglich koffeinhaltige Getränke, dann kann es sein, dass wir trotzdem nicht am Abend lange wach liegen oder nachts oft aufwachen.

In dieser Folge Über Schlafen sprechen Schlafforscherin Dr. Christine Blume und Moderatorin Ilka Knigge darüber, warum Koffein noch besser wirkt, wenn wir besonders müde sind. Außerdem klären sie, ob es sinnvoll ist, den ersten Kaffee oder Tee erst 90 bis 120 Minuten nach dem Aufstehen zu trinken.

Wir freuen uns über euer Feedback und Themenvorschläge an ueberschlafen@deutschlandfunknova.de.

Shownotes
Kaffee, Tee, Energydrinks
Wie viel Koffein verträgt unser Schlaf?
vom 12. November 2024
Moderation: 
Ilka Knigge
Gesprächspartnerin: 
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel
Unsere Quellen:
  • Clark, I., et al. (2017). Coffee, caffeine, and sleep: A systematic review of epidemiological studies and randomized controlled trials. Sleep Medicine Reviews, 31.
  • Giles, G. E., et al. (2012). Differential cognitive effects of energy drink ingredients: Caffeine, taurine, and glucose. Pharmacology Biochemistry and Behavior, 102(4).
  • Holst, S. C., et al. (2015). Sleep Homeostasis, Metabolism, and Adenosine. Current Sleep Medicine Reports, 1(1).
  • Reichert, C. F., et al. (2022). Adenosine, caffeine, and sleep–wake regulation: state of the science and perspectives. Journal of Sleep Research, 31(4).
  • Rétey, J. V., et al. (2007). A Genetic Variation in the Adenosine A2A Receptor Gene (ADORA2A) Contributes to Individual Sensitivity to Caffeine Effects on Sleep. Clinical Pharmacology & Therapeutics, 81(5).
  • Byrne, E. M., et al. (2012). A Genome-Wide Association Study of Caffeine-Related Sleep Disturbance: Confirmation of a Role for a Common Variant in the Adenosine Receptor. Sleep, 35(7).
  • LORIST, M. M., et al. (1994). Influence of caffeine on selective attention in well-rested and fatigued subjects. Psychophysiology, 31(6).
  • Smith, A. (2002). Effects of caffeine on human behavior. Food and Chemical Toxicology, 40(9).
  • Vega-Muñoz, A., et al. (2024). Caffeine Placebo Effect in Sport and Exercise: A Systematic Review. Nutrients, 16(18).